Biden zum Trotz: Ein Plädoyer für alte weise Führungskräfte
Die Weisheit der Erfahrung: Warum ältere Führungskräfte oft ihre jüngeren Gegenstücke übertreffen.
Frisch und dynamisch, so stürmen junge Politiker auf die Bühne der Macht – voller Energie und mit Visionen, die sie ungestüm in die Welt tragen. Sie schnappen sich die Aufmerksamkeit und Begeisterung des Publikums, als wären sie die ersten, die jemals innovative Ideen hatten. Doch der schnelle Hype um diese jungen Wilden verfliegt oft ebenso rasch, wie er gekommen ist. Warum? Weil sie, getrieben von überzogenen Erwartungen und einer oft naiven Selbstüberschätzung, auf den harten Boden der politischen Realitäten prallen. Unerfahrenheit, mangelnde Demut und die unvermeidliche Konfrontation mit der korrumpierenden Kraft der Macht lassen viele von ihnen straucheln und fallen.
Dagegen stehen Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Winston Churchill, Golda Meir und Ronald Reagan, deren Namen auch Jahre nach ihrer Amtszeit noch mit Respekt und Bewunderung genannt werden. Diese älteren Staatsoberhäupter haben über Jahre hinweg gezeigt, dass echte Führungsstärke oft das Ergebnis von Lebenserfahrung ist – von Rückschlägen gelernt, durch Krisen gestählt und mit der Gelassenheit ausgestattet, die nur die Zeit bringen kann.
Es ist kein Zufall, dass gerade diese erfahrenen Führer in der Geschichte Spuren hinterlassen haben, während die jungen, strahlenden Hoffnungsträger oft nicht mehr sind als eine Fußnote der Begeisterung, die ebenso schnell verblasst, wie sie entflammt war.
Junge Politiker: Energiebündel mit Verfallsdatum?
Junge Politiker stürmen mit einer Ladung Energie und frischen Ideen ins politische Rampenlicht. Sie verkünden grossspurig, alles anders und besser zu machen – voller Hoffnung, voller Versprechen. Aber Vorsicht: Der Traum kann schnell platzen. Sobald sie an der Macht sind, kriegen sie die harte Wirklichkeit zu spüren. Ihre Politik trifft auf Widerstand, ihre Entscheidungen auf unvorhergesehene Hindernisse. Die glänzende Fassade des Idealismus bröckelt, und was bleibt, ist oft nur Desillusionierung und ein Rückgang ihrer Beliebtheit. Ein Fehltritt genügt und die Gegner haben leichtes Spiel, ihre Effektivität in Frage zu stellen.
Diese zyklische Natur der Politik zeigt gnadenlos: Die Regierungsführung ist kein Kinderspiel. Junge Führer mögen dynamisch und visionär sein, doch ohne die nötige Resilienz und Erfahrung sind sie oft überfordert.
Nehmen wir ein paar Beispiele, die jeder kennt: Jacinda Ardern, Justin Trudeau, und Emmanuel Macron. Sie alle starteten als Medienlieblinge, deren Stern schnell aufging. Doch es erfolgte zum Teil rasch oder mit etwas Verzögerung der Fall.
Jacinda Ardern wurde im September 2017 mit 37 Jahren zur Premierministerin Neuseelands gewählt und sorgte 2018 für Schlagzeilen, als sie ihr neugeborenes Baby zur UN-Hauptversammlung mitbrachte – ein Bild moderner, leistungsfähiger Weiblichkeit. Die Medien sprachen von "Jacindamania"; CNN bezeichnete sie als "Rockstar der Politik". Während der Covid-Pandemie lobte man sie für ihr knallhartes Durchsetzen der strengen Massnahmen. Doch der immense Druck und das schnelle Tempo der Führung führten zu ihrem Rücktritt im Januar 2023, ein mutiger Schritt, der ihre menschliche Grösse unterstrich. Der Scherbenhaufen jedoch, welche die Politik der linken Frau hinterliess war derart gross, dass die Konservativen 2023 einen klaren Wahlsieg bejubeln konnten.
Justin Trudeau, der 2015 im Alter von 44 Jahren Kanadas 23. Premierminister wurde, galt als das frische Gesicht der kanadischen Politik. Er wurde für seinen Stil gefeiert und erschien in der "Vanity Fair" als Stil-Ikone. Mit seinen farbenfrohen Socken, die von Regenbogenfarben über muslimische Symbole bis zu "Star Wars"-Themen reichten, signalisierte er eine neue Art von Führung: Frech, farbenfroh und defiitiv nicht bieder. Doch heute sind Trudeaus Beliebtheitswerte brutal abgesackt, und seine Regierungszeit ist geprägt von kostspieligen Fehlentscheidungen und Skandalen. Politico titelte kürzlich: "Wenn Sie glauben, dass Biden Probleme hat, schauen Sie mal zu Trudeau".
Emmanuel Macron, der 2017 im Alter von 39 Jahren die französische Präsidentschaft gewann, trat mit jugendlichem Elan und großer Begeisterung auf die politische Bühne. CNN beschrieb im Juni 2024 seinen Aufstieg als erdrutschartigen Sieg, der die Architektur der französischen Politik zerstört habe, und führte ihn als Hauptverantwortlichen für das Erstarken extrem linker und rechter Parteien in Frankreich an.
Diese Beispiele zeigen, dass junge Führerinnen, auch wenn sie anfänglich für ihre frischen Ansätze und ihren jugendlichen Schwung gefeiert werden, oft nicht auf die langfristigen Herausforderungen der Regierungsführung vorbereitet sind. Ihre spektakulären Aufstiege und ebenso dramatischen Niedergänge liefern wertvolle Einblicke in die komplexen Anforderungen an wahre politische Führung.Von der Hoffnung zur Enttäuschung – ein klassisches Muster.
Diese Geschichten sind eine Lehrstunde in Demut: Die politische Bühne ist unbarmherzig, besonders für die, die jung und unerfahren sind. Ihre Aufstiege mögen spektakulär sein, ihre Abstürze sind es aber auch. Wer die langfristigen Herausforderungen der Regierungsführung unterschätzt, wird schnell von der Realität eingeholt. Kein Wunder spricht man in der Schweiz von der «Ochsentour», was soviel bedeutet, dass man sich langsam die politische Karriereleiter hinaufarbeiten muss, von der internen Parteiarbeit, über die lokal, zur regionalen und schlussendlich zur nationalen Politik.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen jungen und älteren Führern liegt darin, dass ältere Führer aufgrund ihrer längeren Lebenserfahrung in den verschiedensten Bereichen des Lebens mehr Fehler gemacht haben. Diese umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Fehlern, die jungen Politikern oft fehlt, vermittelt nicht nur wertvolle Lektionen, sondern fördert auch eine notwendige Demut. Junge Führer neigen dazu, an ihre Allwissenheit zu glauben, sie sind überzeugt davon, die Welt und die Gesellschaft neu definieren zu können, und sind sich oft nicht bewusst, dass Menschen in der Vergangenheit ebenfalls triftige Gründe für ihre Entscheidungen hatten. Diese Situation erinnert an Chesterton’s Zaun: ein Prinzip, das besagt, man solle nie einen Zaun abbauen, bevor man versteht, warum er überhaupt errichtet wurde.
Ganz anders die älteren Semester der Politik: Ihre Geschichten sind geprägt von Tiefe, Weisheit und einer stoischen Ruhe, die nur die Jahre bringen können. Sie verkörpern nicht nur Führung durch Autorität, sondern auch durch Respekt und Demut. Ein Blick auf Winston Churchill, Nelson Mandela, Golda Meir und Ronald Reagan zeigt, wie echte Größe aussieht.
Winston Churchill, der bullige Brite mit der unverwechselbaren Stimme, zeigte während des dunkelsten Kapitels der modernen Geschichte, was wahre Führungsstärke bedeutet. Im Angesicht der Nazi-Bedrohung stand er nicht nur stoisch da, sondern inspirierte eine ganze Nation mit seinen Reden und seiner unerschütterlichen Entschlossenheit. Seine Fähigkeit, selbst in der dunkelsten Stunde Optimismus zu verbreiten, unterschied ihn stark von weniger erfahrenen Führern, die unter Druck oft zusammenbrechen. Churchill war 65jährig als er 1940 Premierminister wurde. Er diente bis im Juli 1945. Seine zweite Amtszeit begann er mit 76 Jahren im Oktober 1951 und endete vier Jahre später.
Nelson Mandela trat nach 27 Jahren Gefängnis nicht mit Verbitterung, sondern mit Versöhnung auf die politische Bühne Südafrikas. Seine Präsidentschaft war ein Meisterkurs in Demut und Respekt gegenüber Andersdenkenden. Mandela nutzte seine Erfahrung nicht, um Rache zu üben, sondern um eine brüchige Nation zu einen und voranzubringen. Seine Geduld und sein langer Atem, Veränderungen durch Dialog und Verständnis statt durch Gewalt zu erreichen, machten ihn zu einem globalen Symbol der Hoffnung. Nelson Mandela wurde 75jährige gewählt und abslovierte eine fünfjährige Amtszeit.
Golda Meir, oft als die "eiserne Lady" Israels bezeichnet, stand während ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin vor enormen Herausforderungen. Mair trat das Amt der Premierministerin am 17. März 1969 an, als sie 70 Jahre alt war, und diente bis zum 11. April 1974. Trotz der ständigen Bedrohung durch umliegende Staaten behielt sie einen kühlen Kopf und demonstrierte eine beeindruckende Mischung aus Härte und mütterlicher Fürsorge. Ihre Fähigkeit, in Krisenzeiten mit klarem Verstand und festem Willen zu regieren, sicherte Israel eine Position der Stärke und Stabilität.
Ronald Reagan, war von seinem 69. Bis 77. Altersjahr Präsident der USA. Der charismatische Kommunikator, nutzte seine Schauspielerfahrung, um eine Nation zu beruhigen und zu inspirieren. Sein Optimismus und seine volksnahe Art brachten ihm den Spitznamen "The Great Communicator" ein. Reagan zeigte, dass man auch im höchsten Amt demütig bleiben kann, und pflegte trotz politischer Differenzen einen respektvollen Umgang, etwa in seinen Verhandlungen mit der Sowjetunion, die das Ende des Kalten Krieges einläuteten. Es gelang ihm mit seiner väterlichen, respektvollen und humorvollen Art nicht nur den Kalten Krieg zu beenden, sondern auch eine Nation zusammenzubringen.
Diese erfahrenen Staatsmänner und -frauen unterschieden sich von den jüngeren Politikstars durch ihre Fähigkeit, grosse Krisen mit einer Mischung aus Klugheit, Geduld und einer Prise Demut zu meistern. Ihre Karrieren lehren uns, dass wahre Führungskraft nicht im jugendlichen Feuer, sondern in der Asche der Erfahrung geschmiedet wird. Während junge Politiker oft schnell aufsteigen und ebenso schnell fallen, hinterlassen diese Giganten der Geschichte dauerhafte Fußabdrücke im Sand der Zeit. Provokant gesagt: Echte Führungsstärke kommt oft erst mit den grauen Haaren.
Dafür gibt es meines Erachtens mehrere Gründe:
Der korrumpierende Einfluss der Macht
Die Psychologie zeigt auf, dass Macht korrumpieren kann, indem sie die Wahrnehmung einer Person von sich selbst und ihrer Umgebung verändert. Macht verstärkt oft das Gefühl von Selbstwichtigkeit und Anspruchshaltung, was zu arroganten oder autokratischen Verhaltensweisen führen kann. Diese Verschiebung resultiert häufig in einem Verlust an Demut und einer verminderten Fähigkeit, empathisch mit anderen umzugehen. Für junge Führungskräfte, die sich noch in den formenden Phasen ihrer Karriere und persönlichen Entwicklung befinden, kann der plötzliche Machtzuwachs besonders destabilisierend wirken. Sie werden möglicherweise übermäßig abhängig von Beratern und Experten, was sie anfällig für Manipulationen durch Personen mit eigenen Agenden macht. Diese Verwundbarkeit kann zu schlechten Entscheidungsfindungen und politischen Fehltritten führen.
Das Phänomen, dass Macht die Persönlichkeit verändert, ist nicht nur theoretisch. Es wurde in verschiedenen Bereichen, einschliesslich der Politik, beobachtet. Studien legen nahe, dass Führungskräfte, wenn sie Macht erlangen, beginnen könnten, sich als unbesiegbar oder unfehlbar zu sehen, was besonders gefährlich für junge Führer ist, die noch kein robustes Gefühl für Demut und Selbstbewusstsein entwickelt haben.
Dieser Verlust an Demut kann Wähler und Kollegen entfremden und die Effektivität des Führers untergraben. Ein historisches Beispiel ist der britische Premierminister Tony Blair, der mit 43 Jahren ins Amt kam. Im Laufe der Zeit wurde Blairs Führungsstil zunehmend als distanziert und übermäßig selbstbewusst kritisiert, insbesondere im Kontext seiner Entscheidung, den Irakkrieg zu unterstützen, ein Schritt, der sein Erbe und das öffentliche Vertrauen erheblich beschädigte.
Blairs Entwicklung vom charismatischen jungen Führer zur polarisierenden Figur unterstreicht, wie Macht allmählich die ursprünglichen Tugenden eines Führers erodieren kann, was zu Entscheidungen führt, die Unterstützer entfremden und ihr Vermächtnis beschmutzen.
Mangel an Erfahrung und Überforderung
Junge Führungskräfte stehen oft vor erheblichen Herausforderungen aufgrund ihrer relativen Unerfahrenheit. Die Komplexitäten und Verantwortlichkeiten eines hohen Amtes können überwältigend sein und zu Stress und Burnout führen. Diese mangelnde Erfahrung kann sie auch anfälliger dafür machen, "falschen Propheten" oder Experten mit fragwürdigen Motiven zu vertrauen. Die Kombination aus Unerfahrenheit und der überwältigenden Natur ihrer Verantwortlichkeiten kann zu politischen Fehlern und einem Verlust des öffentlichen Vertrauens führen. Zum Beispiel verdeutlicht die politische Karriere von Emmanuel Macron diese Herausforderungen. Seine ambitionierte Reformagenda stieß auf erheblichen Widerstand und Kontroversen, teilweise aufgrund wahrgenommener Diskrepanzen mit der breiten Öffentlichkeit und seiner Abhängigkeit von technokratischen Lösungen, die nicht immer gut aufgenommen wurden.
Macrons Schwierigkeiten unterstreichen ein kritisches Problem: Junge Führer haben möglicherweise noch nicht das politische Geschick entwickelt, um Expertenrat mit dem öffentlichen Empfinden auszubalancieren. Diese Lücke kann zu Entscheidungen führen, die zwar technisch fundiert, aber möglicherweise nicht populär oder praktisch umsetzbar sind.
Resilienz: Der Trumpf der Erfahrung
Ein weiterer entscheidender Vorteil älterer Führungskräfte ist ihre überlegene Resilienz. Diese Fähigkeit, inmitten von Herausforderungen und Rückschlägen standhaft zu bleiben und gestärkt daraus hervorzugehen, nimmt mit dem Alter zu. Studien zeigen, dass ältere Menschen nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch glücklicher und positiver sind als ihre jüngeren Kollegen.
Lauren Carstensen vom Stanford Center on Longevity und Susan Turk Charles von der Universität von Kalifornien in Irvine kamen in ihrer Meta-Studie aus dem Jahr 2009 zu dem Schluss, dass ältere Menschen dank ihrer Lebenserfahrung oft eine optimistischere Lebenseinstellung haben. Sie sind besser darin, Situationen und zwischenmenschliche Beziehungen einzuschätzen und können mit Spannungen und Stress leichter umgehen. Diese Fähigkeiten sind besonders wertvoll in der politischen Arena, wo Druck und Konflikte an der Tagesordnung sind.
Junge Führungskräfte mögen voller Elan und innovativer Ideen sein, aber wenn der Sturm losbricht, sind es die alten Hasen, die ruhig und besonnen bleiben. Ihre jahrzehntelange Erfahrung hat ihnen gelehrt, wie man Krisen übersteht und aus ihnen lernt. Während junge Leader bei den ersten Anzeichen von Widerstand oft in die Defensive gehen oder impulsiv handeln, bringen ältere Führungskräfte die notwendige Ruhe und Gelassenheit mit, um durchdachte und langfristige Lösungen zu finden.
Diese Resilienz ist ein weiterer Beleg dafür, dass ältere Führungskräfte ihren jüngeren Kollegen überlegen sind. Sie sind nicht nur strategisch versierter, sondern auch emotional stabiler und besser in der Lage, die Höhen und Tiefen des politischen Lebens zu meistern. In einer Welt, die zunehmend von Unsicherheit und Wandel geprägt ist, sind es die erfahrenen und widerstandsfähigen Führer, die den Kurs halten und ihre Nationen sicher durch die Stürme der Zeit navigieren können.
Provokativ gesagt: Während junge Politiker oft schnell vom Kurs abkommen, wenn die See rau wird, bleiben die älteren, erfahreneren Kapitäne ruhig am Steuer und bringen das Schiff sicher in den Hafen. Ihre Resilienz ist nicht nur ein persönlicher Vorteil, sondern ein entscheidender Trumpf, der ihnen hilft, effektive und nachhaltige Führung zu bieten.
Wohlwollen und Anstand: Die Tugenden des Alters
Ein weiterer gewichtiger Vorteil älterer Führungskräfte ist ihre Neigung zu Wohlwollen, Anstand und geringer Aggressivität. Studien haben gezeigt, dass Menschen über 50 Jahre tendenziell freundlicher und respektvoller im Umgang mit anderen sind. Diese Eigenschaften machen sie zu effektiveren und vertrauenswürdigen Führern, insbesondere in einer Welt, die zunehmend nach Empathie und moralischer Integrität verlangt.
Ältere Menschen haben oft eine lebenslange Ansammlung von Erfahrungen und Weisheiten, die sie dazu bringen, Situationen mit mehr Geduld und Verständnis zu begegnen. Sie haben gelernt, dass impulsive Aggression selten zu konstruktiven Lösungen führt und dass ein wohlwollender Ansatz nicht nur effektiver, sondern auch nachhaltiger ist. Diese Einsichten tragen dazu bei, dass sie weniger aggressiv und konfrontativ sind und stattdessen auf Kooperation und Konsens setzen.
Die Forschung unterstützt diese Beobachtungen. Ältere Erwachsene zeigen in der Regel eine höhere emotionale Stabilität und eine größere Bereitschaft, Konflikte auf zivilisierte Weise zu lösen. Diese Tendenzen machen sie zu besseren Führungskräften, da sie in der Lage sind, Spannungen zu entschärfen und Brücken zu bauen, anstatt Mauern zu errichten.
Provokativ gesagt: Während jüngere Führungskräfte oft von Egos und Ambitionen getrieben werden, die zu aggressivem Verhalten und unnötigen Konflikten führen können, sind ältere Führungskräfte durch ihre Lebenserfahrung gezähmt und geläutert. Sie wissen, dass echter Fortschritt durch Anstand und Respekt erreicht wird, nicht durch Aggression und Dominanz. Dies macht sie nicht nur zu besseren politischen Führern, sondern auch zu moralischen Leuchttürmen in einer oft rauen und unbarmherzigen politischen Landschaft.
Kurzum: Das Alter bringt nicht nur Weisheit, sondern auch eine tiefergehende menschliche Qualität mit sich, die in der Politik von unschätzbarem Wert ist. Es sind die älteren, erfahreneren Führungskräfte, die mit ihrer wohlwollenden und anständigen Art den wahren Unterschied machen können.
Das Alter: Ein Trumpf in der Wirtschaft, nicht nur in der Politik
Neben der Politik gibt es noch ein weiteres Feld, in dem sich hartnäckig der Mythos hält, dass junge Menschen überlegen sind: die Wirtschaft. Der Begriff "Jungunternehmer" suggeriert fälschlicherweise, es gehe um das Alter des Unternehmers, dabei bezieht er sich eigentlich auf das Alter des Unternehmens. Investoren setzen oft auf die Jugend, inspiriert von Geschichten erfolgreicher junger Gründer wie Mark Zuckerberg, Elon Musk, und Steve Jobs. Doch eine Studie, welche 2018 in der Harvard Business Review publiziert hat aufgedeckt, dass die erfolgreichsten Unternehmer tatsächlich über 45 Jahre alt sind, und dass ältere Gründer eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für langfristigen Erfolg haben.
Bezugnehmend auf eine grosse Studie des MIT und der Wharton University, publiziert im Jahre 2020 schreibt die Zeitschrift "Fast Company" berichtet, dass ein 60-jähriger, der ein neues Unternehmen gründet, dreimal wahrscheinlicher erfolgreich ist als ein 30-jähriger. Forbes fügt hinzu: "Die Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für Erfolg als Gründer mit dem Alter bis zu 60 Jahren steigt. Je älter Sie werden, desto höher sind Ihre Erfolgschancen. Ein 50-jähriger Gründer hat doppelt so hohe Chancen, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, das entweder einen Börsengang oder eine erfolgreiche Akquisition erlebt, wie ein 30-jähriger Gründer. Und man braucht nicht unbedingt vorherige unternehmerische Erfahrung. Die meisten erfolgreichen Gründer haben zuvor in der Wirtschaft oder anderen Jobs gearbeitet, bevor sie ihr eigenes Unternehmen gründeten."
Ein Plädoyer für das Mindestalter in der Politik
Wenn es um Altersgrenzen in der Politik geht, sollte sich die Diskussion meines Erachtens, wenn schon eher um ein Mindestalter drehen, als um eine Obergrenze. Kognitive Leistungsfähigkeit spielt zweifellos eine Rolle, doch ist diese unabhängig vom Alter eine individuelle Angelegenheit. Der vorherrschende Jugendwahn in der Politik muss dringend hinterfragt werden.
Die Geschichte und die angefügten Beispiele zeigen uns, dass Jugendlichkeit allein keine Garantie für gute Führung ist. Ein Blick auf einige der berüchtigtsten Figuren der Weltgeschichte verdeutlicht dies: Adolf Hitler kam mit 44 Jahren an die Macht, Benito Mussolini war 39, Josef Stalin ungefähr 39, Pol Pot 44, Fidel Castro 32, Mobutu Sese Seko 35, Idi Amin 46 und Francisco Franco 43.
Es ist höchste Zeit, unsere Perspektive zu ändern und den Wert von Reife in der Politik neu zu bewerten. Wir sollten die Jugend fördern und ermutigen, aber die Führung der Welt jenen überlassen, die durch Jahrzehnte der Lebens- und Berufserfahrung das notwendige Rüstzeug mitbringen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Führungskräfte wirklich bereit sind, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern und unsere Gesellschaft verantwortungsvoll in die Zukunft zu führen. Denkt daran: Die Führung in jungen Händen war historisch gesehen nicht immer die beste Entscheidung. Lassen wir uns nicht von der Illusion leiten, dass jünger immer besser bedeutet.
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