Kreativität ist nicht planbar - Ein Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h.c Joachim Funke

Zusammen mit der Kommunikation, der Kooperation und dem kritischen Denken gehört die Kreativität zu den wichtigsten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts. Was ist aber genau Kreativität? Kann man Kreativität entwicklen? Gibt es Kreativitätskiller? Nimmt die Kreativität mit zunehmendem Alter ab? Diese und weitere Fragen durfte ich mit Professor Dr. Dr. h.c. Joachim Funke diskutieren. Seine primären Forschungsinteressen liegen im Bereich von Denken, Problemlösen und eben der Kreativität.
Joachim Funke (geb. 19.07.1953 in Düsseldorf) ist seit 1997 Professor für Allgemeine und Theoretische Psychologie am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Promoviert wurde er 1984 an der Universität Trier. Im Jahr 1990 habilitierte er sich an der Universität Bonn. Funke war Gastprofessor an verschiedenen Universitäten, darunter Fribourg (Schweiz), Melbourne (Australien), Nanjing (China) und Szeged (Ungarn).
Folgend das Transkript des Gesprächs vom 2. März, 2021. Dieses Transkript wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt. Teilweise wurde es etwas angepasst. Es gilt deshalb das gesprochene Wort.
Stoischer Pirat: Es freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir über Kreativität zu sprechen. Sie sind ja auch Sie sind Professor an der Universität Heidelberg und leiten dort den Bereich der allgemeinen und theoretischen Psychologie.
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Funke: Ja, das ist korrekt. Viele wissen nicht, was allgemeine und theoretische Psychologie ist. Die allgemeine Psychologie beschäftigt sich mit dem, was alle Menschen gemeinsam haben: Dass wir alle zusammen lachen können, dass wir Sprache benutzen, dass wir alle Gefühle haben. Das ist allgemeine Psychologie. Ich bin insbesondere Spezialist für die höheren kognitiven Funktionen, also nicht für elementare Funktionen, wie wahrnehmen und fühlen, sondern für das Denken, Problemlösen, Entscheiden und Kreativität. Jene Bereiche, wo sich der menschliche Geist sozusagen in Höchstform zeigt.
Stoischer Pirat: Sie befassen sich mit dem Denken, Problemlösen, dem Entscheiden, der Kreativität. Man darf auch sagen, Sie sind einer der bedeutendsten Experten in Europa zu diesen Themen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Funke: Es gibt viele Experten. Ich bin vielleicht einer davon. Ich würde mein Licht jetzt nicht zu groß leuchten lassen. Das müssen andere entscheiden.
Stoischer Pirat: Klar. Woher kommt das Interesse für Kreativität, für das Entscheiden, für das Problemlösen?
Prof. Dr. Dr. h.c. Funke: Tausend Zufälle. Ich glaube, der allererste Zufall war, dass ich nach meinem Abitur nach Basel gegangen bin. Eigentlich wollte ich Bibliothekar werden. Die Universitätsbibliothek in Basel hat mich ungeheure fasziniert. Ein solcher Schatz an Büchern. Ich habe in Basel Philosophie studiert und ein bisschen Psychologie. Damals gab es in der Psychologie noch Freudsche Traumdeutung. Als junger Student, ich war gerade mit der Schule fertig, hatte ich den Kopf voller Flausen. Die Psychoanalyse hat mich fasziniert. Ich dachte: «Wie toll ist das, wenn man Träume interpretieren kann. Und das war mein Einstieg in die Psychologie. Bis ich irgendwann genug von der Traumdeutung hatte, weil ich mir dachte: «Oh Mann, die machen aus jedem Shit-Traum irgendeine Deutung…»
Stoischer Pirat: Es gibt viele verschiedene Arten wie Kreativität definiert werden kann. Welches ist ihre Definition?
Prof. Dr. Dr. h.c. Funke: Für mich ist das eigentlich ganz einfach. Ich würde sagen, Kreativität heißt das Hervorbringen von etwas Neuem, das nützlich ist. Neu und nützlich sind die zwei Kriterien. Und die Nützlichkeit kann entweder für mich persönlich nützlich sein - dann nennen wir das Little C, das kleine K, die kleine Kreativität - oder es kann nützlich für die ganze Gesellschaft sein. Dann ist es big C. Das ist z.B die Solarzelle, die die ganze Welt verändert.
Wenn also Kreativität das Hervorbringen von etwas Neuem ist, was zugleich nützlich sein sollte, dann stellt sich die Frage wie es z.B. mit der Nützlichkeit von Kunstwerken aussieht. Ich würde sagen, ein Kunstwerk ist normalerweise nützlich, weil es ja irgendeinen Menschen unterhält, der sich auch Gedanken darüber macht. Von daher ist Kunst etwas Nützliches.
Ok, ich stehe auch manchmal vor Bildern, wo einfach nur ein Quadratmeter schwarze Farbe drauf gemalt ist. Und da frage ich mich auch: «Was will mir der Künstler damit eigentlich sagen?» Aber wenn man dann ein bisschen anfängt nachzudenken, merkt man, er stellt diese Abbildungen grundsätzlich in Frage und sagt und: «Muss Kunst wirklich immer nur abbilden?» Und schon fängt man an, auch über eine schwarze Quadratmeter Wand nachzudenken. Und vielleicht beginnt genau hier die Nützlichkeit. Vielleicht bringt gerade dieser Gedanke mich auf eine neue Idee.