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Wir haben ein Führungsproblem


Das Umfrageinstitut Gallup befragte im Jahr 2021 fast 70 000 Arbeitnehmer in der ganzen Welt zu ihrer Arbeitszufriedenheit. Die Ergebnisse, die im Jahr 2022 veröffentlicht wurden, sind nach schockierend. Wir haben ein Führungsproblem!




Die Studie brachte folgendes ans Licht: 21 % der Arbeitnehmer sind mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Das bedeutet, dass nur einer von fünf Arbeitnehmern wirklich engagiert bei der Arbeit ist und sich mit dem Unternehmen identifiziert. 61 % aller Arbeitnehmer sind ihrem Arbeitgeber und ihrem Arbeit gegenüber gleichgültig. Für sechs von zehn Arbeitnehmern ist die Arbeit also lediglich ein notwendiges "Übel". Fast zwei Drittel der Arbeitnehmer leben für das Wochenende, den Urlaub oder das Ausgehen; bei der Arbeit tun sie das Nötigste, sozusagen "Dienst nach Vorschrift".


Und jetzt wird es noch schlimmer. 18 % hassen ihren Job so sehr, dass sie das Unternehmen sogar absichtlich sabotieren. Dabei handelt es sich meist um Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen, die sich für zu alt für den Arbeitsmarkt halten oder die nicht genug ausgebildet sind, um auf dem Arbeitsmarkt konkurenzfähig sein zu können, und die deshalb glauben, dass sie dazu verdammt sind, bis zur Rente im Unternehmen zu bleiben. Oft handelt es sich dabei um frustrierte Menschen, die das Gefühl haben, dass das Unternehmen sie in irgendeiner Weise betrogen hat, z. B. Menschen, die dem Unternehmen seit Jahren treu sind und sich nicht ausreichend wertgeschätzt fühlen.


Nicht die Arbeit stresst, sondern die Arbeitsumgebung

Gallup fand auch heraus, dass sich 44 % der Arbeitnehmer bei der Arbeit stark gestresst fühlen. Interessanterweise betont Gallup, dass diese Menschen sich nicht wegen der Arbeit gestresst fühlen, sondern bei der Arbeit. Es ist also nicht so sehr die Arbeit selbst, sondern die Arbeitsumgebung, die für den Stress verantwortlich ist.


Insgesamt gehen der Wirtschaft 7,8 Billionen Dollar durch unmotivierte und unmotivierte Arbeitnehmer verloren. Das entspricht 11 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Das ist eine unglaubliche Summe! Es ist eine wirtschaftliche Katastrophe. Aber die noch größere Katastrophe ist meiner Meinung nach die menschliche.


Je nach Ausbildung, Beruf und Land gehen die Menschen zwischen 35 und 50 Jahren lang in ihrem Leben zur Arbeit. In der Schweiz liegt der Durchschnitt bei 42,7 Jahren, was in etwa demjenigen der USA entspricht. In der EU liegt der Durchschnitt bei 36 Jahren.


Wenn wir von einer Lebenserwartung von etwa 80 Jahren ausgehen, bedeutet dies, dass wir etwa die Hälfte unseres Lebens in bezahlter Arbeit verbringen. Wenn aber nur ein Fünftel der Menschen mit ihrer Arbeit zufrieden ist, bedeutet dies, dass die grosse Mehrheit der Menschen die Hälfte ihres Lebens unzufrieden ist. Das ist eine menschliche Katastrophe, sowohl für die betroffenen Arbeitnehmer selbst als auch für ihr Umfeld.


Wenn die Mehrheit der Menschen ihre Arbeit für bedeutungslos hält, ihr Leben daher als unbefriedigend empfindet und keine Hoffnung auf Besserung in der Zukunft hat, dann ist das meiner Meinung nach eine Tragödie.


Wir verbringen 15mal mehr Lebenszeit mit Arbeit als mit Freunden.

Laut einer Analyse der HuffPost Australia verbringen die Menschen im Durchschnitt nur 328 volle Tage, also 7872 Stunden ihres Lebens mit Freunden. Im Gegensatz dazu verbringt der Durchschnittsmensch volle 13 Jahre und zwei Monate, also 115'320 Stunden bei der Arbeit. Wir verbringen also fast 15 mal so viel Zeit unseres Lebens bei der Arbeit, als mit Freunden. Wenn wir die Arbeit hassen, dann ist dies doch eine ziemliche Verschwendung unseres Lebens, oder nicht? Da wir arbeiten müssen, müssen wir die Arbeit doch so gestalten, dass sie uns auch Spass macht und für uns sinnstiftend ist.


Es stellt sich nun die Frage, was die Menschen so unzufrieden mit ihrer Arbeit macht.