Ein Hoch auf die wahren Social Justice Warriors

Stellen sie sich eine multikulturelle demokratische Gesellschaft vor. Eine Gesellschaft, in welcher Frauen aber auch Menschen mit Behinderungen Führungsrollen innehaben. Eine Gesellschaft, in welcher gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen werden können, eine Gesellschaft ohne systemischen Rassismus, eine Gesellschaft mit einer durchdachten Sozialversicherung und eine Gesellschaft mit einem gerechten Entlöhnungssystem. Kurz eine Welt, in der soziale Gerechtigkeit herrscht. Dies Welt hat es tatsächlich gegeben. Verantwortlich dafür waren die wahren Social Justice Warriors! Die Piraten während dem goldenen Zeitalter der Piraterie um das Jahr 1700.
Multikultur, Diversity, Inklusion, Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit sind in den letzten Jahren zu viel diskutierten Themen geworden. Nicht selten sind sie auch Schauplätze heftiger politischer Auseinandersetzungen. Es ist meine feste Überzeugung, dass dies wichtige Themen sind und wir in einer freien Gesellschaft die Voraussetzung so zu schaffen haben, dass alle Menschen die Chance haben ihre Stärken für sich zu nutzen aber auch der Gesamtheit zur Verfügung zu stellen.
Und jeder Mensch hat Stärken, so wie auch jeder Mensch Schwächen hat. Es darf nicht sein, dass es jemandem verwehrt wird zB sein Wissen, seine Fähigkeiten, seine physische Kraft, seine Geschicklichkeit oder sonst eine ihm eigene Stärke zu seinen Gunsten und zum Nutzen der Gesellschaft, einer Organisation oder einer Unternehmung zu gebrauchen. In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 wird dies wie folgt zusammengefasst: «Wir halten diese Wahrheiten für heilig und unbestreitbar: dass alle Menschen gleich und unabhängig geschaffen sind, dass sie aus dieser gleichen Schöpfung eigene und unveräusserliche Rechte ableiten, zu denen der Schutz des Lebens, der Freiheit und des Strebens nach Glück gehören.»
Diese Grundidee ist auch im Sinne von erfolgsorientierten Organisationen. Wieso sollte zB eine Unternehmung auf die Führungsqualitäten, eine Eishockeymannschaft auf die Treffsicherheit oder die Armee auf die geistigen Fähigkeiten eines Menschen verzichten nur weil dieser Mensch eine Frau ist, eine Behinderung hat, homosexuell ist oder eine andere Hautfarbe hat? Der ehemalige republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat Barry Goldwater (Bild) sagte 1993 in einer Rede über das Verbot von Homosexuellen in der Armee: «Wenn man es auf den Punkt bringt, sollte kein Amerikaner, der in der Lage ist zu dienen, die Erlaubnis haben, geschweige denn eine Ausrede haben, seinem Land nicht zu dienen. Wir brauchen alle unsere Talente.»
Heute werden die Themen rund um die soziale Gerechtigkeit vor allem auch durch junge Aktivistinnen und Aktivisten besetzt. Diese Millennials, also geboren zwischen 1981 und 1996, werden auch Social Justice Warriors genannt, also Krieger für soziale Gerechtigkeit. Der Bedeutung des Begriffs Social Justice Warrior war zu Beginn positiv. In der letzten Zeit hat sich dies aber zunehmend gewandelt, heute wird vermehrt der Begriff «Social Reformer» gebraucht. Dass sich die Bedeutung des Begriffs «Social Justice Warrior» gewandelt hat, hängt auch mit dem zum Teil bizarren Verhalten von eben diesen selbstgerechten Millennials zusammen.
Die 1991 geborene und in New York lebende afroamerikanische Autorin und Frauenrechtlerin Tia Osborne schrieb in einem Essay mit dem Titel «Warum ich kein Social Justice Warrior bin»[1] im Jahre 2019:
«Ein Social Justice Warrior ist eine Person, die willentlich versucht, einen Unterschied zu machen, dabei aber in der schlimmstmöglichen Weise vorgeht. Social Justice Warrior sind typischerweise Studenten irgendeines geisteswissenschaftlichen Studiengangs, die, nachdem sie im College durch die amerikanische Geschichte anscheinend traumatisiert wurden, ohne gross darüber nachzudenken vom "Einreissen des Systems" sprechen. Statt mittels Recherche, Studium und selbständigem Denken eine Lösung zu suchen, äussert sich ihr Aktivismus in Form von unzähligen und nutzlosen Tweets und überflüssigen Empörungskundgebungen. Social Justice Warrior sind rein symbolisch. Hinter der demonstrativen Empörung, dem zur Schau stellen moralischer Werte (virtue signaling) und dem abnormalen Twitter-Verhalten, bleiben konkrete Handlungen aus. Die Social Justice Warrior liegen nicht falsch in ihren Ansichten, sie sind aber naiv und durch ihre Selbstgerechtigkeit irgendwie fehlgeleitet».
Damit ein System verändert werden kann, schreibt Tia Osborne weiter, braucht es eine ganzheitlich-holistische Sichtweise und konkrete Handlungen und genau diese lassen diese Social Justice Warriors vermissen. Tia O