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The Righteous Gemstones – Glanz, Gier, Glaube und Vergebung


In der heutigen Folge spreche ich über eine Serie. Es gibt unzählige Serien da draussen – viele davon gut gemacht, viele unterhaltsam. Ich selber schaue nur Pay-per-View, nie klassisches Fernsehen. Was ich konsumiere, sind Filme, Serien, Dokumentationen… und natürlich Bücher. Gute Geschichten, die uns unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken bringen – die schätze ich. Und genau so eine möchte ich euch heute vorstellen.


Gerade ist die vierte Staffel erschienen – und ich bin mehr oder weniger zufällig auf sie gestossen. Aber seitdem bin ich überzeugt: The Righteous Gemstones ist eine der besten Serien, die es momentan gibt.




Satire – aber nicht verächtlich

Wenn man hört, dass es in dieser Serie um eine Familie von Fernsehpredigern geht – also um eine Megachurch mit all dem Pomp, dem Geld, den Jets, den Skandalen – dann erwartet man schnell eine einfache Abrechnung mit konservativen Christen, mit Religion, mit Heuchelei.


Aber nein – das tut sie nicht.

Hier wird jeder auf die Schippe genommen:

Konservative, Progressive, Schwarze, Weisse, Männer, Frauen, Heteros, Homos, Religiöse, Atheisten – alle. Aber nie gehässig.

Vielleicht etwas grob. Vielleicht schmerzhaft ehrlich. Aber nie verachtend.

Diese Serie sieht die Menschen. In ihrer Lächerlichkeit – ja. Aber auch in ihrer Würde.

Und das berührt.


Denn was hier gezeigt wird, ist:

Wir alle sind irgendwie daneben. Wir alle tragen Widersprüche in uns. Wir alle sind lächerlich.

Und gleichzeitig liebenswert.


Grossartige Schauspieler – echte Figuren

Die Schauspieler? Grossartig. Jeder einzelne.

  • John Goodman, 72 Jahre alt, spielt Eli Gemstone, den Patriarchen.

    Ein Mann, der sein Imperium zusammenhält, aber innerlich zerrissen ist. Ein müder Löwe, der die Krone noch nicht abgeben will.

  • Danny McBride, Anfang bis Mitte 50, spielt Jesse, den ältesten Sohn. Laut, überheblich, kindisch – letztlich aber ein kleiner Junge, der nach Anerkennung dürstet.

  • Edi Patterson, etwa 40, spielt Judy, die Tochter. Gnadenlos ehrlich, laut, peinlich, verletzlich. Eine Naturgewalt – und doch zutiefst menschlich.

  • Adam Devine, Anfang 40, spielt Kelvin, den jüngsten Sohn. Ein Jugendpastor mit Bizeps, Sonnenbrille und Null Selbstreflexion – und offen homosexuell.

    Das wird weder versteckt noch dramatisiert. Es ist einfach ein Teil seiner Figur – ganz natürlich, ganz normal.


Alle drei Kinder kreisen um ihren Vater.

Sie eifern ihm nach. Und wollen doch anders sein. Ein typisches Vater-Kinder-Dilemma. Und gleichzeitig so vielschichtig gespielt, dass man sich unweigerlich selbst darin erkennt.


Baby Billy – unser aller Wahnsinn

Und dann kommt mein Favorit:

Baby Billy Freeman, gespielt vom grandiosen Walton Goggins (heute 52 Jahre alt).

Er ist der Bruder der verstorbenen Mutter – also der Onkel der drei Kinder.


Einst war er ein aufstrebender Prediger und Sänger in den 80er-Jahren. Heute ist er ein Relikt vergangener Tage – und weigert sich, das einzusehen.


Baby Billy ist grandios. Er ist eitel, selbstverliebt, grössenwahnsinnig – und gleichzeitig völlig verloren. Er redet von früher, von Ruhm, von göttlicher Berufung.

Und er fällt. Wieder und wieder.

Aber er steht auch wieder auf.


Er will dazugehören. Geliebt werden. Gesehen werden. Und obwohl er sich oft lächerlich macht, kann man nicht anders, als mit ihm zu fühlen.


Denn wir alle kennen das Gefühl, gescheitert zu sein. Wir alle kennen diese leise Hoffnung, doch noch gebraucht zu werden.

Ein bisschen Baby Billy steckt in uns allen.


Musik, die bleibt

Und dann die Musik!

Die Serie hat einen Soundtrack, der hängen bleibt. Country, Gospel, Kitsch, Pathos – alles drin. Und vieles davon wird von den Schauspielern selbst gesungen.


  • „All the Gold in California“, im Original von Larry Gatlin & The Gatlin Brothers – in der Serie interpretiert während eines Gottesdienstes einer bizarren Prepper-Miliz-Sekte. Eine Version, die ich rauf und runter höre. Besser als das Original.

  • There’s a Fountain“, „There’ll Come a Payday“ – gesungen von Baby Billy. Religiös, süsslich – und doch bewegend.

  • Und natürlich „Misbehavin’“, ein fiktiver Song aus dem Jahr 1989, gesungen von Baby Billy und seiner Schwester Amy-Leigh (der Mutter der Hauptfiguren). Ein Song voller Glitzer und Nostalgie. So gut gemacht, dass man meint, er sei echt.


Ich habe all diese Songs in meine Playlist „Americana“ aufgenommen. Und ich liebe sie. Kitschig? Vielleicht. Aber auch mitreissend und authentisch.


Und dann: Vergebung

Doch bei all dem Lärm, all dem Humor, all dem Chaos – geht es in dieser Serie um ein einziges grosses Thema:

Vergebung.

Diese Familie streitet, lügt, betrügt, verletzt sich. Und trotzdem – sie kehrt immer wieder zueinander zurück.

Nie einfach. Nie sauber. Aber ehrlich.


„Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.“ Matthäus 6,14
„Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.” Kolosser 3,13

Vergebung ist kein einfacher Weg.

Sie verlangt Demut. Kraft. Einsicht.

Und manchmal ist es schwerer, sich selbst zu vergeben als anderen.

Und jetzt sag ich euch etwas Persönliches:

So absurd es klingt – aber diese Serie hat mich dazu gebracht, die Bibel wieder einmal aufzuschlagen.

Nicht aus Pflicht. Nicht aus Dogma.

Sondern weil mich diese Figuren, so kaputt sie auch sind, daran erinnert haben, worum es im Leben wirklich geht:

Gnade.

Vergebung.

Zweiter Chance.


The Righteous Gemstones ist laut. Komisch. Peinlich. Aber dahinter verbirgt sich etwas Tieferes. Eine Serie über Familie. Über Schwäche. Über die Sehnsucht, gesehen zu werden – und geliebt zu werden, trotz allem.


Wenn ihr in der Schweiz seid: Ihr findet die Serie auf Sky Show.


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