Wer ist hilfsbereiter? Linke oder Rechte?
- Mathias Müller
- 13. Juli
- 3 Min. Lesezeit
In einer neuen US-amerikanischen Studie wurde untersucht, ob politische Überzeugung beeinflusst, wem wir bereit sind zu helfen. Nicht in Krieg oder Katastrophe. Nein – ganz alltäglich: Beim Umzug. Beim Kaffeekauf. Oder bei einem medizinischen Notfall in der Nachbarschaft. Und die Resultate waren bezeichnend. Wer hift mehr? Politisch links oder rechts stehende Menschen?
Die Forscher wählten eine simple, aber geniale Versuchsanordnung. 279 Teilnehmer – alle - gemäss Eigeneinschätzung - entweder stark links progressiv oder stark rechts konservativ – wurden gebeten, sich folgende Situation vorzustellen:
Ein Mensch namens Pat zieht neu in die Nachbarschaft. Du begegnest Pat an der Tankstelle. Pat trägt entweder ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Black Lives Matter“, oder eines mit „Blue Lives Matter“ – also ein pro-polizeiliches Symbol, das politisch oft konservativ gelesen wird.
Danach wirst du gefragt: Würdest du Pat helfen? Beim Umzug? Beim Kaffee? Im Notfall? Die Antworten wurden auf einer Skala von eins bis sieben bewertet.
Wer hat das untersucht?
Die Studie stammt aus dem Jahr 2024 und wurde im Journal Psychological Studies veröffentlicht. Durchgeführt wurde sie am Department of Psychology der State University of New York at New Paltz, unter der Leitung von Dr. Brianna Fitapelli und Prof. Glenn Geher, mit einem Forschungsteam aus jungen Wissenschaftlerinnen.
Das Ergebnis? Signifikant. Klar. Und ehrlich gesagt: erschütternd.
Ergebnisse
Die Gruppe der Linken half Menschen mit dem „richtigen“ T-Shirt – also Black Lives Matter – mit einem Wert von 44,3 Punkten. Trug Pat hingegen ein Blue Lives Matter-Shirt – also das Symbol des politischen Gegners – fiel die Hilfsbereitschaft der Linken massiv runter auf 26,7 Punkte. Der tiefste Wert aller Gruppen.
Die Rechten? Die halfen bei BLM mit 40,6 Punkten – und bei Blue Lives Matter mit 36,4 Punkten.
Mit anderen Worten: Konservative halfen konstanter und parteiunabhängiger – Progressive halfen selektiv und voreingenommen.
Wenn du jemanden nur dann zum Flughafen fährst, ihm nur dann beim Umzug hilfst oder einen Kaffee spendierst, wenn er das richtige Symbol auf dem T-Shirt trägt –
… dann ist nicht er das Problem. Dann bist du es.
Und das ist kein Einzelfall.
Im Jahr 2014 zeigten die Forscher Waytz, Young und Ginges: Menschen empfinden deutlich weniger Empathie gegenüber politischen Gegnern.
Der Effekt ist beidseitig – aber besonders stark bei linken Teilnehmern.
Man nennt das den „Motive Attribution Asymmetry Effect“: Man glaubt, die eigene Seite handelt aus Liebe, Gerechtigkeit und Mitgefühl – die andere Seite aus Hass, Dummheit oder Egoismus. Aber sobald man andere nicht mehr als Menschen sieht, sondern als Feindbilder – verschwindet die Empathie.
Und wenn die Empathie schwindet – dann schwindet auch die Menschlichkeit.
Nun zur Persönlichkeit.
Die Studie von Fitapelli et al. untersuchte auch die sogenannte Light Triad – drei positive Charaktermerkmale:
– Faith in Humanity (Glaube an das Gute im Menschen) – Humanism (Wertschätzung der Würde jedes Einzelnen) – Kantianism (niemals Menschen als Mittel zum Zweck behandeln)
Und siehe da: Menschen mit hohen Light-Triad-Werten halfen unabhängig vom T-Shirt.
Der höchste Wert bei „Faith in Humanity“ wurde bei Rechten gemessen.
Die sogenannten „kalten Konservativen“ zeigten in dieser Studie: Mehr Empathie. Mehr Grundvertrauen. Mehr Menschlichkeit.
...und der Narzissmus?
Spannend wird’s bei der Dark Triad: Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie.
Wenig überraschend: Diese Eigenschaften waren negativ mit Hilfsbereitschaft verbunden.
Aber:
Bei Linken war Narzissmus positiv mit Hilfsbereitschaft verknüpft.
Was heisst das? Wer sich selbst für besonders moralisch hält, hilft offenbar nur, wenn er dafür auch Beachtung bekommt.
Man hilft nicht aus Mitgefühl – sondern aus Geltungsdrang.
Man könnte sagen: „Ich bin der bessere Mensch – und ich will, dass du es siehst.“
Das ist keine Tugend. Das ist Theater.
Schlussgedanken
Hilf, wo du kannst. Aber nicht, um gesehen zu werden – sondern weil es richtig ist.
Und genau da liegt der Unterschied.
Echte Tugend ist leise. Sie will kein Like. Sie will kein Lob.
Sie will nur das Richtige tun.
Diese Studien zeigen etwas Grundsätzliches:
Nicht alle, die „solidarisch“ plakatieren, sind wirklich solidarisch.
Nicht alle, die „Gleichheit“ skandieren, meinen dich – sie meinen oft nur ihresgleichen.
Nicht alle, die „gegen Diskriminierung“ sind, handeln diskriminierungsfrei.
Wenn jemand ständig von Gerechtigkeit redet – aber nur handelt, wenn er dafür eine Bühne bekommt –
Dann ist das keine Ethik. Das ist Eitelkeit.
Und jetzt kommt’s auf dich an.
Du willst ein guter Mensch sein? Dann hilf jemandem – ohne zu fragen, wie er wählt.
Öffne die Tür für einen Fremden. Spende den Kaffee – auch wenn das Shirt nicht deinem Weltbild entspricht. Hilf beim Umzug – ohne zu checken, ob sein Instagram dir gefällt.
Denn echte Hilfsbereitschaft beginnt nicht auf X, Insta oder TikTok. Sondern an der Tankstelle.
Und wer wirklich menschlich ist – macht keine Rechnung draus.
Also: Act now.
Tu etwas – ohne Applaus zu erwarten. Denn genau das macht dich zu einem echten Piraten des Geistes.