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Wenn andere Fehler machen - 4 Tipps zum Umgang mit Fehlern.



Wie sollen wir damit umgehen, wenn andere Menschen Fehler machen? Da wir Menschen miteinander interagieren, wirken sich Fehler, die andere um uns herum machen, oft direkt auf unser Handeln aus. Es ist nicht selten, dass die Person, die den Fehler verursacht hat, von ihren Vorgesetzten gemassregelt wird. Doch ist dies die richtige Reaktion? In dieser Folge des Podcasts "der stoische Pirat" erläutere ich vier Regeln oder Tipps, die die man aus meiner Erfahrung im Umgang mit Fehlern von anderen beherzigen sollten.



Überall, wo wir hinkommen, werden wir mit Menschen konfrontiert, die Fehler machen. Ein Mitarbeiter löscht eine wichtige E-Mail, ein Mitspieler gibt mir einen schlechten Pass, mein Partner holt mich zu spät vom Flughafen ab, ein Unterstellter vergisst den Abgabetermin eines Berichts u.s.w.


Eines ist sicher: Auch die beste Planung kann nicht garantieren, dass Fehler völlig ausgeschlossen sind.


Da wir nie sicherstellen können, dass andere Menschen in unserem Umfeld keine Fehler machen, stellt sich die Frage, wie wir darauf reagieren, wenn eben anderen Menschen, Fehler unterlaufen.


Folgend vier Tipps, wie wir aus meiner Erfahrung her am besten auf die Fehler anderer Menschen reagieren sollten.


Als ehemaliger Bataillonskommandant und ehemaliger Kommandant der Infanterie Offiziersschule der Schweizer Armee war ich fast täglich mit Situationen konfrontiert, in denen jemand einen Fehler gemacht hat. Aber nicht nur im Militär, sondern auch im zivilen Leben passieren immer wieder Fehler. Fragen wir uns doch mal zuerst, warum das so ist.


Nun, es ist ganz einfach: Wir sind eben Menschen.


Als Menschen müssen wir mit anderen zusammenarbeiten. Wir sind auf andere Menschen angewiesen. Ob bei der Arbeit, beim Einkaufen, beim Sport, in der Freizeit oder in der Familie. Wir interagieren ständig mit anderen. Und wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Konflikte. Es gibt Missverständnisse und es gibt Meinungsverschiedenheiten.


Es treffen aber auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Wertesystemen, Persönlichkeitsmerkmalen und unterschiedlichen Fähigkeiten aufeinander. Kommt hinzu, dass wir Menschen Emotionen haben. Dies macht uns in einem gewissen Masse unberechenbar. Diese Tatsache birgt ebenfalls Konfliktpotential im Umgang der Menschen untereinander.


Diese Verschiedenartigkeit der Menschen ist zwar eine grosse Chance, es ist aber gleichzeitig auch so, dass wegen dieser Verschiedenartigkeit die Zusammenarbeit nicht immer ganz reibungslos vonstatten geht und genau deshalb auch Fehler passieren können.


Wir machen aber nicht nur als soziale Wesen innerhalb eines Kollektivs, sondern auch als Individuen Fehler. Vielleicht machen wir einen Fehler, weil wir die Situation falsch einschätzen, etwas Wichtiges nicht beachten oder einfach etwas falsch verstanden oder vergessen haben. Und weil wir Menschen eben aufeinander angewiesen sind, wir zusammenarbeiten und interagieren, wirken sich Fehler eines Einzelnen in der Regel auch auf andere aus.


Wenn zum Beispiel der Infanterie Zugführer auf dem Marsch die Karte falsch liest, geht der gesamte Zug in die falsche Richtung, nicht nur der sich irrende Zugführer. Folglich haben die durch andere gemachten Fehler nicht selten einen direkten Einfluss auf unser eigenes Wirken. Unser Plan, den wir so gut vorbereitet haben, wird plötzlich durch die Fehler der anderen gestört oder sogar über den Haufen geworfen. Und das macht uns wütend.


Wut ist eine natürliche menschliche Reaktion. Wir alle haben schon einmal eine Situation erlebt, in der ein Vorgesetzter einen Untergebenen anbrüllt und beschimpft, weil dieser einen Fehler gemacht hat.


Wie bereits erwähnt, ist es eine natürliche Reaktion, wütend zu werden, wenn etwas schiefläuft. Aber

nur weil es eine natürliche Reaktion ist, heisst das noch lange nicht, dass es auch eine gute Reaktion ist.


Denken Sie mal darüber nach?


Was bringt ein Wutausbruch oder eine Schimpftirade gegenüber den fehlerhaften Menschen?


Rein gar nichts. Denn die Situation wird dadurch nicht besser, der Fehler verschwindet dadurch nicht. Ganz im Gegenteil. Eine solche Wutreaktion verstärkt noch zusätzlich den situativen Stress und die Emotionen.


Konkret bedeutet dies: Ein Wutanfall ist nichts anderes als die Verschwendung wertvoller Energie. Energie, die wir nutzen sollten, um die Situation zu verbessern.


Wenn der Kompaniechef dem Zugführer eine Standpauke hält, weil er die Landkarte falsch gelesen hat, ändert das nichts daran, dass sich der Zug immer noch an der falschen Position befindet. Wenn ein Fehler passiert ist, muss es die oberste Priorität sein, die Situation zu korrigieren. Und jemanden zu beschimpfen trägt definitiv nicht dazu bei, die Situation zu verbessern.


Also, hier Regel Nummer 1:


Schimpfe nicht mit Leuten, die einen Fehler gemacht haben!


Was sollten wir also stattdessen tun?


Die Tatsache ist, dass wir uns aufgrund des Fehlers von jemandem in einer unerwarteten und ungünstigen Situation befinden. Wir müssen herausfinden, wie wir so schnell wie möglich aus dieser misslichen Situation herauskommen können. Und nun überlegen Sie sich mal, wer den Fehler am schnellsten korrigieren möchte.


Die Antwort ist völlig logisch: Es ist die Person, die den Fehler gemacht hat. Denn sie fühlt sich schlecht, weil ihr dieses Missgeschick passiert ist.


Deshalb gilt es in solchen Situationen, die Person, die den Fehler gemacht hat, in die Korrektur des Fehlers mit einzubeziehen. Meiner Erfahrung nach, denken Menschen, die einen Fehler gemacht haben, sofort darüber nach, wie sie die Situation korrigieren könnten.


Anstatt jemanden anzuschreien, weil er einen Fehler gemacht hat, fragen Sie ihn, wie er das Problem beheben will.

Hören Sie der Person zu und helfen Sie ihr das Probleme zu lösen und entsprechende Entscheidungen zu treffen. Unterstützen Sie die Person, coachen sie die Person!


Wenn Sie der Meinung sind, dass der Plan gut ist, übertragen Sie der Person, die den Fehler gemacht hat, die Verantwortung für die Behebung der Situation.


Danach, wenn wir wieder auf dem richtigen Weg sind, können Sie die Person dann sogar dafür loben, dass sie es geschafft hat, den Fehler zu korrigieren. Und das ist doch grossartig! Sie machen so aus der fehlerhaften Person einen Helden


Wenn Sie als Führungskraft so handeln, schaffen Sie Vertrauen in Ihrem Team und fördern eine gesunde Fehlerkultur statt einer Kultur der Angst, wie wir sie immer noch in vielen Organisationen vorfinden.


Das ist also Regel Nummer 2: Beziehen Sie die Person, die den Fehler gemacht hat, in die Korrektur des Fehlers mit ein.


Kommen wir zum nächsten Tipp


Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, ist es eine natürliche Reaktion, sich zu ärgern, wenn jemand einen Fehler macht, diesen Gefühlen aber freien Lauf zu lassen ist toxisch.


Verstehen Sie mich nicht falsch: Es ist völlig normal, Gefühle zu empfinden. Was nicht akzeptabel ist, ist, wenn wir als Führungskraft nicht in der Lage sind, unsere Gefühle zu kontrollieren.


Ein einfacher Trick, um nicht wütend auf andere Menschen zu sein, besteht darin, sich daran zu erinnern, dass jeder Mensch mit guten Absichten handelt. In den letzten dreißig Jahren hatte ich die Ehre, Tausende von Menschen sowohl beim Militär als auch in der zivilen Welt zu führen.


Ich habe noch nie jemanden getroffen, der böswillig gehandelt hat. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der am Morgen mit der Absicht aufgestanden ist, einen Unfall zu verursachen, Geld zu verlieren

oder zu spät zu kommen.


Ich durfte mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten, mit ganz klugen und weniger schlauen, mit geschickten und mit ungeschickten, mit übermotivierten aber auch mit eher faulen Menschen, mit kreativen und biederen Menschen. Ich habe aber wirklich noch nie einen Menschen getroffen, der absichtlich schlecht handelt oder absichtlich Fehler machen will.


Die Menschen wollen das Richtige tun, aber manchmal treffen sie einfach die falsche Entscheidung. Eine schlechte Entscheidung macht jemanden aber noch nicht zu einem schlechten Menschen.


Dies ist denn auch mein dritter Tip: Gehen Sie immer davon aus, dass die Person, die den Fehler gemacht hat, nicht beabsichtigt hat, einen Fehler zu machen. Gehen Sie immer davon aus, dass andere, genau wie Sie, gute Absichten haben.


Mit dieser positiven Einstellung, diesem positiven Menschenbild ist es viel einfacher, seinen Ärger zu kontrollieren, wenn mal einem unserer Teammitglieder oder Unterstellten ein Fehler passiert.


Als vierten Denkanstoss möchte ich darauf hinweisen, dass Fehler auch nützlich sein können.


Und warum sind Fehler auch nützlich? Weil Fehler die Grundlage der Weiterentwicklung sind.


Genau aus diesem Grund führt die Armee nach einem Einsatz oder einer Übung eine Nachbereitung eine «After Action Review» durch.


Jeder Fehler, der gemacht, eingeräumt und mit dem Team geteilt wird, ist eine Lernerfahrung für die Zukunft.


Es geht nämlich um nichts anderes, als aus den gemachten Fehlern zu lernen und herauszufinden, wie man sie in Zukunft vermeiden kann.


Wenn wir erfolgreich sein wollen, dann müssen wir eine positive Einstellung zu Fehlern haben.


Das Schlimmste und schädlichste was man tun kann, ist, unsere Fehler aus Angst zu verbergen, sie unter den Teppich zu kehren und zu hoffen, dass niemand bemerkt, dass wir einen Fehler gemacht haben.


Als Führungskräfte müssen wir sicherstellen, dass in unserer Organisation eine positive Fehlerkultur herrscht, in der man für Fehler nicht abgekanzelt oder gar bestraft wird, sondern wo man eben den offenen Umgang mit Fehlern als wichtiger Bestandteil der Verbesserung sieht.


Es ist deshalb Nelson Mandelas Einstellung zu Fehlern, die wir übernehmen sollten.


"Ich verliere nie, entweder ich gewinne oder ich lerne", so der grossartige Nelson Mandela..


Also, um es zusammenzufassen. Wenn andere Fehler machen, müssen wir:


1. Nicht mit ihnen schimpfen.


2. Die Person, die den Fehler gemacht hat, in die Korrektur mit einbeziehen.


3. Davon ausgehen, dass jeder gute Absichten hat.


4. Fehler als Chance zum Lernen ansehen.

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