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Keine Angst haben, sich lächerlich zu machen - Die Weisheit eines sterbenden Mannes


Peter Barton ist Milliardär. In den Achtziger Jahren hatte der erfolgreiche Unternehmer die Welt des Kabelfernsehens revolutioniert. Mit 46 Jahren beschliesst der glücklich verheiratete Vater von drei Kindern, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Er will sich neuen Herausforderungen stellen, neue Erfahrungen sammeln, neue Horizonte entdecken. Doch kaum beginnt für den aufgestellten und lebensbejahenden Peter der neue Lebensabschnitt, erfährt er, dass er an Magenkrebs erkrankt und in Kürze sterben wird.

Auf dem Weg zum Lebensende reflektiert Peter über seine Existenz. Er hält seine Gedanken in seinem Buch „Not fade away – A Short life well lived“ fest. Das Buch ist eine emotionale Achterbahn für den den Leser. Ab der ersten Seite freut man sich, staunt, lacht und leidet mit Peter. Ohne es zu merken, entwickelt man eine immer engere Beziehung zum Erzählenden. Peter lädt uns zu sich ein, er ist mit uns offen und ehrlich, lustig und optimistisch, tiefsinnig und verletzlich. Am Schluss wenn Peter stirbt, hat man das Gefühl einen guten Freund verloren zu haben. Die Geschichten die uns Peter Barton während seinem Ableben erzählt, seine Gedanken über das Leben, die er mit uns teilt, sind inspirierend und motivierend. Er ist ein vorbildlicher Mensch.

Peter beginnt sein Buch mit folgenden Worten: „Meine Name ist Peter Barton, und das erste was ich sagen sollte ist, dass ich ein unglaublich glücklicher Mensch bin“. Peter Barton hatte ein ausserordentlich vielseitiges und aufregendes Leben. Als Musiker spielte er in den 60er Jahren mit diversen Grössen, als Sportler war er semiprofessioneller Lacrosse-Spieler, zog als Hippie in einem VW-Bus durch die Staaten, verdiente Geld mit Skiakrobatik, war Studienabbrecher, war Wahlkampfleiter, schloss ein Studium ab und revolutionierte mit Liberty Media die Medienwelt in den Achtziger Jahren.

Folgend einige der Lehren von Peter Barton:

Keine Angst haben, sich lächerlich zu machen.

Wer etwas neues ausprobiert, läuft Gefahr, dass es ihm misslingt. Nicht selten fürchten wir uns weniger vor den direkten Konsequenzen des Scheiterns, als viel mehr vor den Reaktionen der Mitmenschen. Wenn uns etwas missglückt, dann sind die Schadenfreudigen, die Besserwisser und Auslacher sofort zur Stelle. Ihre Reaktion unterstreicht unser Gefühl, dass wir dämliche Versager sind. Wir schämen uns. Aber genau das sollte uns sowas von egal sein. Bei einem Skiakrobatik-Sprung-Wettbewerb versuchte Barton einen neuartigen Sprung, den er noch nie probiert hatte. „Sicher, die Gefahr war gross, dass ich es vermasseln würde und in der Folge wie ein Idiot dastehen würde – aber was soll’s. Du wirst nie etwas erreichen, wenn du Angst hast, beim ausprobieren schlecht auszusehen“, so Barton. Er nahm sich diese Lehre für seinen weiteren Werdegang zu herzen.

Dumme und schlaue Risiken unterscheiden

Obwohl uns Peter motiviert, Risiken einzugehen, warnt er vor sogenannten dummen Risiken. Ein dummes Risiko wäre gewesen, wenn er einen Sprung versuchte hätte, den ihn persönlich in hohe Verletzungsgefahr gebracht hätte. Da die Springer aber in einem Wasserbecken landeten, war diese Gefahr eher gering. Die Gefahr, so Peter, ist stets bei der Landung. In der Luft da kann einem nichts passieren, aus diesem Grund muss man sich den Landeplatz immer gut aussuchen. Dies so Peter, ist auch bei anderen Abenteuern im Leben so. Man sollte sich immer überlegen, was ist das Schlimmstmögliche, das passieren kann und wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies eintrifft. „Erscheine nach Aussen verwegen und verrückt, sei aber vorbereitet. Mache Deine Hausaufgaben.“

Dumme Risiken sind jene, die unser Leben vollkommen ruinieren können. Schlaue Risiken sind jene, die uns bei einem Misserfolg zwar einen Rückschlag versetzen uns aber als Mensch sei es bei einem Erfolg, aber auch bei einem Misserfolg weiterbringen. Ein typisches Beispiel dafür ist auch die Tatsache, dass Peter kurz vor Abschluss sein Studium in Internationalen Beziehungen hinschmiss. Es war ihm bewusst geworden, dass er mit diesem Studienabschluss zwar sicher einen gut bezahlten Arbeitsplatz, aber nicht einen für ihn erfüllenden Job finden würde. Wieso also weiterfahren?

Ein weiteres „schlaues“ Risiko ging er ein, als er sich Jahre später, nun mit einem MBA in der Tasche aber ohne Geld, wild bei Firmen bewarb. Er suchte sich zahlreiche interessante Unternehmung in ganz Amerika heraus, und offerierte ihnen, dass er drei Monate unentgeltlich arbeiten würde. Nach dieser gratis Probezeit könne die Firma dann entscheiden, ob man ihn behalten wolle. Einzige Bedingung: Er arbeite während diesen drei Monaten direkt für den höchsten Chef. Nur wenige Unternehmungen reagierten positiv auf dieses eher ungewöhnliche Angebot. Weil er fast kein Geld hatte und auch nichts verdiente, lebte Peter in dieser Zeit zum Teil in seinem Auto. Statt einen sicheren Job bei einer etablierten Firma anzunehmen, riskierte er drei Monate lang sozusagen für nichts zu arbeiten um danach allenfalls ohne Job dazustehen. Wie der weitere Verlauf seiner Geschichte aber zeigt, hatte sich dieses Risiko mehr als gelohnt.

Selbstreflektion als Schlüssel zum Geniessen des Moments

Als ambitionierter Geschäftsmann hatte Peter sein Tun in der Regel auf künftige Gewinne ausgerichtet. Er fokussierte hauptsächlich auf die Zukunft, die Gegenwart erschien ihm verschwommen, weil er stets damit beschäftigt war in Windeseile seine Ziele zu erreichen. Mit dem krebsbedingten Todesurteil wurde Peter plötzlich die Zukunft genommen. Dies führte bei Peter zur Erkenntnis, dass er in der Vergangenheit seine „Energie dafür verwendete Erfahrungen zu sammeln, nicht aber dafür, um Sinn zu finden.“ In diesem Zusammenhang zitiert der Autor Sokrates, der gesagt hat, dass „das ungeprüfte Leben nicht lebenswert ist“. Mit dieser Erkenntnis wurde sich Peter der Wichtigkeit der Selbstreflexion bewusst. Denn nur durch aktives Nachdenken können wir lernen, die Momente, in denen wir uns befinden auch zu wertschätzen und zu geniessen.

Er erlangt in der Folge sogar die Erkenntnis, dass auch der Krebs ihm Gutes getan hat, zum Beispiel, dass er ihn zur Selbstreflektion animiert hat. Auch sein Mitgefühl verstärkte sich mit der Krankheit zu: "Ich spüre eine ständig wachsende Wertschätzung gegenüber der Menschenwürde. Gezwungen zu erkennen, dass auch ich zerbrechlich bin, schaue ich nun viel genauer hin, wenn andere Menschen Schwierigkeiten haben, und ich sehe wie geduldig sie in ihrem Leiden sind, wie mutig sie mit ihren Lasten umgehen, wie unermüdlich sie ihre Lieben unterstützen. Überall, wo ich hinschaue, sehe ich Beispiele für Mut und Akzeptanz. Ich werde zunehmend stolzer, ein Mensch zu sein."

Der Schlüssel zum Glück: Die Kleinigkeiten erkennen und schätzen

Mit dem nahenden Tod vor Augen, bemerkt Peter, dass er die kindliche Begeisterung für scheinbar unbedeutende Dinge wieder finden konnte. Für Dinge, die für Erwachsene oftmals nicht nur unbedeutend sondern sogar eine Mühseligkeit darstellen. Schlamm und Dreck, so Peter, sind für Kinder eine Art Wunder, Eis und Schnee sind pure frostige Freude, „eine Haufen Herbstbläter ein heiliger Altar“. Was Peter früher trivial erschien, hat nun wieder einen tieferen Sinn. „Ich habe das Gefühl gewonnen, dass die grossen Dinge im Leben am besten durch die kleine Dinge verstanden werden“.

Das Abenteuer,