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Neid, Missgunst und Gerüchte. Über den Umgang mit dem Tall Poppy Syndrome


In diesem Essay nehme ich Sie mit auf eine Reise, tief in die Gefilde der menschlichen Natur, zu einem Phänomen, das als "Tall Poppy Syndrome" bekannt ist. Es ist die Tendenz, erfolgreiche oder hervorstehende Individuen zu kritisieren, zu schmälern oder zu unterdrücken. Wie Mohnblumen, die inmitten von Weizenfeldern höher wachsen und abgeschnitten werden, weil sie sich abheben.





In unserer Gesellschaft erleben wir es auch immer wieder, dass es unerwünscht ist, dass sich eine Person aus der Masse hervortut. Niemand soll die einzelne Mohnblüte sein, die die anderen überragt. Am liebsten will man dieser einzelnen Blüte „den Kopf abschneiden“. Dabei sind es genau diese hervorstehenden Mohnblumen, die dem Weizenfeld einzigartige Farbtupfer geben.


"Du hast den Weg des Helden gewählt. Und sie fanden dich eine Zeit lang amüsant, die Menschen in dieser Stadt. Aber das Einzige, was sie mehr lieben als einen Helden, ist zu sehen, wie ein Held scheitert, fällt, ums Leben kommt während er versucht sein Bestes zu geben. Trotz allem, was du für sie getan hast, werden sie dich irgendwann hassen." Dies sagt der «grüne Kobold» zu Spiderman als er ihm auf dem Dach im Film aus dem Jahre 2002 den Vorschlag macht, gemeinsame Sache zu machen.

Warum ist es so, dass Menschen, die sich durch irgendeine Qualität vom Durchschnitt abheben, nicht nur auf Bewunderung sondern auch auf Argwohn stossen? Diese Neigung ist nicht nur ein soziales Phänomen, sondern auch ein evolutionärer Reflex.


Dieses Verhalten ist tief in unserer menschlichen Natur verankert. Aus unserer Vergangenheit als Jäger und Sammler sind wir konditioniert, misstrauisch gegenüber denen zu sein, die erfolgreicher sind als wir, und zwar aus Angst, sie könnten mehr Ressourcen erhalten und somit unsere eigene Überlebenschance gefährden. Dies ist jedoch eine veraltete Denkweise. Wie die stoische Philosophie lehrt: "Es sind nicht die Dinge, die uns stören, sondern unsere Sicht auf die Dinge." - Epiktet.


Leider zieht das «Tall Poppy Syndrome» auch Neid und Missgunst nach sich. Sie sind wie ein Gift, das die Saat der Harmonie zerstört und anstelle von Mitgefühl Misstrauen sät.


Denken Sie an Galileo Galilei, der für seine revolutionäre Idee, dass sich die Erde um die Sonne dreht, verfolgt und angeklagt wurde. Er wurde wegen seiner "herausragenden" Beiträge zum Wissen nicht gefeiert, sondern verurteilt, ein klassisches Beispiel für das "Tall Poppy Syndrome".


Ein weiteres dramatisches Beispiel des «Tall Poppy Syndrome» aus der Geschichte ist die Erfahrung von Alfred Wegener. Dieser deutsche Wissenschaftler wurde wegen seiner Theorie der Kontinentalverschiebung verlacht und verspottet. Wegener wurde als "lange Mohnblume" gesehen und heruntergeschnitten. Später wurde seine Theorie schliesslich akzeptiert und veränderte die Geowissenschaften grundlegend.


Ein bemerkenswertes Beispiel ist auch Nikola Tesla, ein brillanter Erfinder, dessen revolutionäre Ideen oft verspottet und unterdrückt wurden. Trotz seiner herausragenden Beiträge zur Wissenschaft wurde er belächelt und bekämpft - ein tragisches Opfer dieses Syndroms.


Interessant ist auch, dass wir uns nicht nur durch erfolgreiche Menschen, sondern oft auch durch diejenigen verunsichert fühlen, die ein tugendhaftes Leben führen. Sie erinnern uns an unsere eigenen Mängel und legen unsere Unzulänglichkeiten offen. Aber anstatt uns bedroht zu fühlen, sollten wir uns inspirieren lassen. Wie Oscar Wilde bemerkte: "Wir sind alle in der Gosse, aber einige von uns sehen die Sterne."


Es sind auch der Neid und die Missgunst, welche uns veranlassen, Gerüchte zu streuen, eine menschliche Tendenz, die dazu dient, den Status quo zu erhalten, indem sie den Ruf derjenigen untergraben, die sich hervortun.


Warum unterliegen wir immer wieder dem unsäglichen Drang Gerüchte zu verbreiten? Ganz einfach: Es ist einfacher im Schatten zu lästern und zu kichern, als selber im Licht zu stehen.