Die eine Frage, die deine politische Haltung bestimmt.
- Mathias Müller
- 31. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Stell dir vor: Jede politische Diskussion. Jeder Streit im Parlament. Jede hitzige Debatte am Stammtisch. Sie beginnt nicht mit Zahlen. Nicht mit Programmen. Nicht mit Fakten. Sie beginnt mit einer unscheinbaren, aber alles entscheidenden Frage: Wie sehen wir den Menschen?
Ist er gut?
Ist er böse?
Ist er formbar?
Und was bedeutet das für Freiheit, für Staat, für Gesellschaft?
Ich habe mich immer wieder gefragt: Was beeinflusst eigentlich unser politisches Denken? Ist es unsere Persönlichkeit, die uns lenkt? Oder ist es ein Bild, das wir lernen?
Wo ist der Ursprung? Wo nehmen wir die Grundlage her, auf der wir Politik denken, auf der wir unser Weltbild bauen?
Und ich komme immer wieder zum Schluss: Es hängt zusammen mit unserem Menschenbild.
Mit unserer Persönlichkeit – ja. Aber vor allem mit dem Bild, das wir vom Menschen tragen.
Das Gutbild
Jean-Jacques Rousseau sprach vom „edlen Wilden“. Der Mensch sei gut, frei, unschuldig. Erst die Zivilisation verderbe ihn.
Dieses romantische Bild lebt bis heute:
im Anarchismus, der glaubt, dass Menschen ohne Staat frei zusammenleben können,
im Liberalismus, der den Einzelnen schützt,
und im Libertarismus, der den Staat auf ein Minimum beschränken will.
Hier steckt Vertrauen. Hier steckt Hoffnung.
Weniger Staat – mehr Menschlichkeit.
Das Vernunftbild
Aristoteles sah den Menschen als zoon politikon – als Gemeinschaftswesen.
Er ist fähig zur Tugend, wenn er sie übt.
Kant sprach von der Autonomie des Willens: Der Mensch trägt das moralische Gesetz in sich.
Er kann frei entscheiden und Verantwortung übernehmen.
Gutbild und Vernunftbild sind Geschwister. Rousseau vertraute auf das Herz, Kant und Aristoteles auf den Verstand.
Doch beide sagten: Der Mensch kann Verantwortung tragen.
Hier wurzeln Liberalismus, Humanismus und Libertarismus.
Hier lebt die Hoffnung, dass Freiheit nicht Chaos bedeutet – sondern Ordnung durch Verantwortung.
Das Schlechtbild
Ganz anders die dunkle Sicht.
Thomas Hobbes: homo homini lupus – der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
Gierig. Neidisch. Aggressiv.
Ohne den Leviathan, ohne den starken Staat, nur Krieg aller gegen alle.
Auch Religionen teilen dieses Bild:
Die Erbsünde im Christentum: Der Mensch ist verdorben, nur durch Gnade zu retten.
Der Islam: Der Mensch ist schwach, verführbar – er braucht klare Gebote, Unterwerfung, Gehorsam.
Politisch führt das Schlechtbild immer zu Strafe, Kontrolle, Autorität.
Das Formbarbild
John Locke sprach vom unbeschriebenen Blatt.
Der Mensch – formbar wie Ton.
Aus dieser Idee erwuchsen die gefährlichsten Utopien:
Der Kommunismus: der „neue Mensch“ durch Umerziehung, Denunziantentum, Zwangskollektive.
Der Nationalsozialismus: der „Volksgenosse“, geformt durch Indoktrination, Mitläufertum.
Sekten und Kulte: Gehirnwäsche, Verlust der Individualität.
Und heute?
Wir sehen es in New Age, in Wokeness, in Genderideologie.
Biologie und Kultur sollen umdefiniert werden.
Das Problem: Psychologie und Evolution werden ignoriert.
Der Mensch ist beeinflussbar, ja – aber nicht grenzenlos formbar.
Und doch: Formbarkeit existiert.
Die Masse verändert den Menschen.
Im Kommunismus denunzierte der Nachbar den Nachbarn.
Im Nationalsozialismus wurde das Volk zum Mitläufer.
Im Militär geschahen Kriegsverbrechen, weil Verantwortung an die Gruppe abgegeben wurde.
In der Covid-Pandemie gehorchten Millionen aus Angst und Druck.
Aber – es gibt immer Einzelne, die widerstehen:
Hugh Thompson, der Hubschrauberpilot von My Lai.
Irena Sendler, die 2’000 jüdische Kinder rettete.
Keisha Thomas, die 1996 einen Neonazi vor Schlägen schützte.
Diese Menschen zeigen: Die Masse verführt.
Aber der Mensch ist nie völlig verloren.
Das Paradox der Auserwählten
Doch Schlechtbild und Formbarbild tragen ein Paradox.
Wenn alle Menschen schlecht sind – warum dürfen gerade einige Wenige bestimmen, was gut ist?
Wenn alle Menschen formbar sind – warum nicht auch die, die am Ruder stehen?
Die Antwort ist immer dieselbe: Macht.
Die Herrschenden erklären alle anderen für schwach – und setzen sich selbst aus der Regel aus.
Das ist kein Menschenbild.
Das ist ein Machtanspruch.
Die unheilige Allianz
So verschieden sie scheinen – Schlechtbild und Formbarbild treffen sich.
Beide enden beim starken Staat. Der eine will zähmen. Der andere will erziehen.
Das Ergebnis: Kontrolle. Autorität. Zwang.
Warum politische Debatten scheitern
Darum scheitern politische Diskussionen.
Wir reden aneinander vorbei.
Der Libertäre überzeugt den Etatisten nicht.
Der Etatist überzeugt den Libertären nicht.
Sie stehen auf verschiedenen Fundamenten.
Wer überzeugen will, müsste im Menschenbild des anderen argumentieren.
Doch bei Fundamentalisten ist das unmöglich.
Die ehrlichere Frage lautet:
„Was müsste geschehen, damit du deine Meinung änderst?“
Was folgt daraus?
Wir können einander selten überzeugen.
Aber wir können drei Dinge tun:
1. Unser eigenes Fundament erkennen.
2. Das Fundament des anderen verstehen.
3. Die entscheidende Frage stellen:
„Was müsste geschehen, damit du deine Meinung änderst?“
Denn am Ende bleibt dieselbe Frage:
Welches Bild vom Menschen trägst du in dir – und welche Welt erschaffst du dadurch?
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ein sehr gutes Podcast. Kurz und bündig; gibt Gedankenanstoss für tieferes Reflektieren zu komplexen Fragen. Sehe mein Menschenbild wohl aus einer Mischung von Rousseau, Aristoteles und Kant. Bin immer wieder erstaunt, wie heute Menschen leichtfertig bereit sind, die Errungenschaften der französischen Revolution und Aufklärung zugunsten eines allzeitig überpräsenten Vorsorge-/Kontrollstaates aufzugeben.