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„Wir wollen Debatten, keine Priester“ – Giuseppe Gracia übernimmt den Schweizer Monat


Giuseppe Gracia, Schriftsteller, Essayist und langjähriger Beobachter des kulturellen Klimas in der Schweiz, übernimmt die Herausgeberschaft der traditionsreichen Autorenzeitschrift "Schweizer Monat". Im Gespräch mit dem "Stoischen Piraten" spricht er über den Zustand der Demokratie, die Kunst des Streitens – und warum unsere Gesellschaft dringend wieder lernen muss, frei zu denken und mit Würde zu widersprechen.


Giuseppe Gracia, Schriftsteller, Essayist und langjähriger Beobachter des kulturellen Klimas in der Schweiz, übernimmt die Herausgeberschaft der traditionsreichen Autorenzeitschrift Schweizer Monat. Im Gespräch mit dem Stoischen Piraten spricht er über den Zustand der Demokratie, die Kunst des Streitens – und warum unsere Gesellschaft dringend wieder lernen muss, frei zu denken und mit Würde zu widersprechen.


Giuseppe Gracia zu Gast im Podcast "der stoische Pirat"

Demokratie ist Streit der Ideen

Gracia formuliert gleich zu Beginn einen Satz, der zum Leitmotiv seines Denkens werden könnte: „Demokratie ist Streit der Ideen. Demokratie ist ständige Korrektur, ein dauerndes, vorläufiges Resultat – und dann wieder ein neues Resultat.“ Für ihn ist Demokratie kein Zustand, sondern ein Prozess. Ein Ort des Ringens, kein Museum. Doch gerade dieser Prozess, so Gracia, drohe heute zu erstarren.

„Wir erleben eine neue Art Gottesstaat, nur mit säkularen Begriffen: solidarische Welt, klimaneutrale Welt, gendersensible Welt – völlig egal, welches Programm. Am Schluss geht es immer darum, dass irgendeine Priesterkaste sagt, wie es läuft.“

Er sagt das ruhig, ohne Wut – aber mit einer Klarheit, die selten geworden ist. Für Gracia ist die Freiheit der Rede nicht nur ein Recht, sondern eine moralische Verpflichtung.


Was ist der Schweizer Monat?

Der Schweizer Monat, gegründet 1921, gehört zu den ältesten und unabhängigsten Publikationen im deutschsprachigen Raum. Er versteht sich nicht als Nachrichtenmagazin, sondern als Autorenzeitschrift: ein Forum für Denkerinnen, Forscher und Schriftsteller, die jenseits des Mainstreams publizieren wollen.


Von Gottfried Keller über Friedrich Dürrenmatt bis Karl Popper – der Monat war immer ein Ort, an dem Freiheit, Liberalismus und intellektuelle Redlichkeit aufeinandertrafen. Giuseppe Gracia tritt nun in diese Tradition – mit dem erklärten Ziel, sie fortzuführen, nicht umzubauen.

„Ich will den Monat nicht umkrempeln, sondern weiterführen in seiner Tradition – als Ort, wo man denken darf, ohne Gesinnungspolizei.“

Freiheit als Haltung, nicht als Schlagwort

Im Gespräch mit dem Stoischen Piraten betont Gracia, dass Freiheit kein politisches Etikett, sondern eine Lebensform ist.

„Wir wollen Debatten, nicht Priester. Wir müssen die Räume des Denkens zurückerobern.“

Für ihn beginnt Freiheit dort, wo man den anderen ernst nimmt – selbst dann, wenn man ihn für falsch hält.

„Die Spätscholastiker wussten noch: Ich darf deinen Standpunkt erst dann widerlegen, wenn ich ihn zuerst aufgebaut habe.“ Dieser Gedanke der intellektuellen Fairness ist für Gracia zentral. Er ist überzeugt, dass Erkenntnis nur aus Reibung entsteht – und dass moralischer Eifer das Denken tötet.


Über Glauben, Wahrheit und neue Dogmen

Gracia, der aus einer katholischen Familie mit spanischen Wurzeln stammt, ist gläubig, aber nicht dogmatisch.

„Der Glaube ist kein ideologischer Zaun, sondern ein Horizont.“ Was ihn stört, sind nicht Atheisten, sondern neue Ersatzreligionen: Klima, Gleichheit, Sicherheit.

„Der säkulare Mensch glaubt, er sei frei von Religion. Aber er ist es nicht. Er hat sie nur verlagert – in politische Ideale, in Moral, in den Kult der Sicherheit.“

Für Gracia beginnt geistige Freiheit dort, wo der Mensch wieder erkennt, dass Wahrheit größer ist als Ideologie.


Mut zur Unmodernität

Gracia gilt als jemand, der lieber aneckt als applaudiert. „Es braucht Mut, unmodern zu sein.“

Er weiss, was es bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Seine Bücher und Kolumnen – stets pointiert, nie zynisch – haben ihm Respekt und Kritik gleichermaßen eingebracht. Doch das stört ihn nicht: „Wenn du sagst, was alle hören wollen, bist du kein Schriftsteller, sondern ein PR-Mensch.“ Im Schweizer Monat will er diesen Geist kultivieren: Texte, die denken, nicht belehren; Fragen, die herausfordern, statt zu bestätigen.


Verantwortung der Intellektuellen

Gracia erinnert daran, dass Intellektuelle eine Verantwortung tragen – nicht, Recht zu behalten, sondern ehrlich zu bleiben.

„Wer schreibt, trägt Verantwortung – nicht für die Wahrheit, aber für die Redlichkeit.“

Er zitiert Raymond Aron: „Der Intellektuelle ist nicht der, der Recht hat, sondern der, der Zweifel zulässt.“ Darin liegt für ihn das Gegengift zum Zeitgeist: der Mut, sich selbst zu hinterfragen. „Es ist leicht, mit der Masse zu denken. Schwer ist, mit sich selbst ehrlich zu bleiben.“


Ein Hoffnungsträger wider den Zynismus

Trotz seiner Kritik klingt in Gracias Worten Zuversicht mit.

„Ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen diesen moralischen Druck gar nicht will. Die meisten wollen einfach leben und frei denken.“ Das ist kein Zynismus, sondern Vertrauen in die Mündigkeit des Menschen. In einer Welt, die ständig Empörung produziert, steht Gracia für Gelassenheit und Vernunft – für eine Rückkehr zur Haltung.


Der Schweizer Monat könnte unter seiner Leitung wieder stärker zu dem werden, was er einmal war: Ein Ort für freie Geister. Eine Plattform, auf der Debatten wichtiger sind als Dogmen.


Am Ende des Gesprächs lächelt Gracia und fasst seine Mission zusammen: „Ich will, dass der Schweizer Monat ein Haus bleibt, in dem Menschen denken dürfen – ohne Angst, falsch zu liegen.“

Fazit – Warum Giuseppe Gracia der richtige Mann zur richtigen Zeit ist

Giuseppe Gracia verkörpert jene intellektuelle Haltung, die in Zeiten moralischer Überhitzung kostbar geworden ist. Er ist weder Rebell noch Reaktionär – sondern ein frei denkender Humanist, der an das Gespräch glaubt.

Seine Berufung zum Herausgeber des Schweizer Monat ist mehr als ein Personalwechsel. Sie ist ein Statement für den freien Geist – gegen Dogma, Konformismus und den Kult des moralischen Komforts. Wenn Gracia sagt: „Wir wollen Debatten, nicht Priester“, dann spricht er damit nicht nur als Schriftsteller, sondern als Bürger.

Und vielleicht ist genau das, was die Schweiz – und die Welt – im Jahr 2025 am meisten braucht: Menschen, die wieder reden, statt zu richten.

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