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Zwischen Faust und Feingefühl – René Schmid und die Kunst der lebendigen Balance

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • vor 19 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Was hat Boxen mit innerer Ruhe zu tun? Und warum kann ausgerechnet ein Mann, der Menschen im Ring „auf die Fresse hauen lässt“, so präzise über Frieden, Verantwortung und Sinn sprechen? In der aktuellen Podcastfolge des Stoischen Piraten begegnen wir mit René Schmid einer Persönlichkeit, die Gegensätze nicht glättet, sondern produktiv macht. Sein neues Buch Balance – unterwegs zur inneren Mitte ist Aufhänger – doch das Gespräch wird zu einer Reise durch ein ungewöhnliches Leben und eine radikale, lebensnahe Philosophie der Balance.




Es gibt Menschen, die man nicht in eine Schublade bekommt. René Schmid ist so einer. Boxer mit rund über 20 Amateurkämpfen. Lehrer und Schulleiter. Pilot und Gastwirt. Musiker mit frühen TV-Auftritten. Unternehmens- und Leadershipcoach, der mit einem mobilen Boxring in Firmen geht und CEOs ebenso wie Jugendliche an ihre Grenzen führt. Wer ihm zuhört, merkt schnell: Diese Vielseitigkeit ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines zutiefst bewegten Lebens.


Schmid selbst warnt sogar davor, sich zu eindeutig festlegen zu lassen. „Ich versuche seit über sechzig Jahren herauszufinden, wer ich bin – und entdecke immer wieder Neues“, sagt er sinngemäss. Identität sei nichts Starres, sondern etwas Gefährliches, wenn man sie zu früh festzurre. Leben bedeute Bewegung.


Diese Bewegung – zwischen Extremen, zwischen Dur und Moll – ist der Kern seines neuen Buches Balance – unterwegs zur inneren Mitte. Schon der Untertitel macht klar: Es geht nicht um einen Endzustand, sondern um ein Unterwegssein. „Der Mensch ist nie in einer fertigen Balance. Wenn er es wäre, wäre er tot“, betont Schmid. Balance sei dynamisch, wie Radfahren: ständiges Ausgleichen, Reagieren, Korrigieren.


Was das so glaubwürdig macht, ist Schmids Biografie. Er spricht offen über dunkle Kapitel: über mehrere Suizidversuche, Klinikaufenthalte, einen Zusammenbruch in jungen Jahren. Über das Gefühl, jahrelang für andere gelebt zu haben. In dieser Phase klebte er ein Bild des Clowns Grock an seine Zimmertür und schrieb darunter: „Achtung, Herr Schmid ist zurzeit abgeschminkt.“ Ein Satz, der viel über ihn verrät – über Humor, Schmerz und den Mut, Rollen abzulegen.


Ein zentraler Anker in seinem Leben ist das Boxen. Nicht als Gewaltfantasie, sondern als Schule der Selbstverantwortung. „Würden mehr Menschen im Stil eines Boxers durchs Leben gehen, wäre die Welt friedlicher“, sagt er provokant. Im Ring könne man sich nicht verstecken. Wer die Deckung fallen lässt, kassiert – und trägt die Konsequenzen selbst. Keine Ausreden, kein Schuldverschieben.


Aus dieser Erfahrung entwickelte Schmid seine Sparringmethode, mit der er heute Führungskräfte coacht. Vier Elemente stehen im Zentrum: Verantwortung, Selbstreflexion, Selbstvertrauen und Selbstachtung. Alles müsse gesteuert werden, erklärt er: „Zu viel Selbstvertrauen macht übermütig, zu viel Selbstachtung arrogant. Es geht immer um Balance.“ Sein drastischer Leitsatz im Ring lautet deshalb: „Ich hau dir in die Fresse – und schaue, ob du für dich sorgen kannst.“ Gemeint ist nicht Brutalität, sondern Ehrlichkeit.


Bemerkenswert ist, wie Schmid über Konflikt spricht. Frieden bedeute für ihn nicht Harmonie um jeden Preis. „Frieden ist nicht nur Sonnenschein. Frieden ist auch Gewitter, Blitz und Donner“, sagt er. Wer Wut und Aggression verdränge, produziere sie später unkontrolliert als Schatten. Streit könne klärend, sogar verbindend sein – wenn man ihn als Sparring versteht, nicht als Vernichtung.


Dabei richtet sich sein Buch ausdrücklich nicht an eine kleine Elite. Auf die Frage nach der Zielgruppe antwortet er klar: „An alle. Gross und klein, arm und reich. Weil es um elementare Dinge geht, die wir zu oft vergessen.“ Balance ist kein klassisches Selbsthilfebuch mit Checklisten. Es fordert den Leser heraus, Verantwortung für den eigenen inneren Zustand zu übernehmen – vorwärtsgerichtet, nicht rückwärts in der Schuldfrage verhaftet.


Immer wieder schlägt Schmid den Bogen zur Sinnfrage. Sinn sei nichts, was man finde, sondern etwas, das man gebe. Das Wort selbst bedeute ursprünglich „gehen, reisen, unterwegs sein“. Ein sinnvolles Leben sei deshalb ein bewegtes Leben. Oder, wie er es formuliert: „Glücklichsein ist kein Zufall, sondern ein Entscheid – ein gelingendes Leben.“


Was bleibt nach diesem Gespräch, ist das Bild eines Mannes, der keine Angst vor Ambivalenz hat. Der das Wilde im Menschen nicht abschaffen, sondern zähmen will. Und der überzeugt ist, dass echte innere Mitte nicht durch Vermeidung entsteht, sondern durch mutiges Hinsehen. René Schmid liefert mit Balance – unterwegs zur inneren Mitte kein Rezept – sondern eine Einladung. Eine Einladung, Verantwortung zu übernehmen, Erfahrungen zuzulassen und das eigene Leben als Sparring zu begreifen.




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