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15 Gründe, warum wir keine Bücher lesen sollten



Das Lesen von Büchern kann uns nachhaltig beeinflussen. Ist das aber überhaupt wünschenswert? Folgend 15 nicht ganz ernst gemeinte Gründe, weshalb wir keine Bücher lesen sollten.



In unserer schnelllebigen Gesellschaft, in der die Technologie exponentiell fortschreitet und Mobiltelefone als Tore zum kollektiven Wissen der Welt dienen, scheinen wir paradoxerweise immer stärker in Richtung eine Ära der Unwissenheit zu steuern.


Tatsächlich erwecken die aktuellen Verhaltensmuster den Eindruck, dass wir trotz des unvergleichlichen Zugangs zu Informationen immer weniger informiert sind. Der Westen, einst ein Leuchtfeuer der Bildung und des Fortschritts, scheint immer mehr in eine Wissensillusion zu verfallen, während er gleichzeitig glaubt, den moralischen Zenit der menschlichen Entwicklung erreicht zu haben.


Trotz des Überflusses an Wissen, das uns zur Verfügung steht, scheinen die gesellschaftlichen Kluften immer grösser zu werden. Wir stecken fest in Echokammern, und Tribalismus ist auf dem Vormarsch. Wir predigen Diversität und Toleranz, während wir gleichzeitig diejenigen ausgrenzen, die anders denken als wir. Trotz unserer Informationsgesellschaft scheint die Qualität der öffentlichen Debatten zu erodieren; anstatt nach der Wahrheit zu suchen, geht es um Selbstbestätigung, die Zensur anders Denkender und das Niederschreien der Opposition.


Angesichts dieser Situation mache ich mir ständig Gedanken darüber, wie wir die zunehmende Spaltung in unserer Gesellschaft überwinden können. Wie können wir vermeiden, die Fehler unserer Vorfahren zu wiederholen? Wie können wir aus unseren Echokammern herauskommen und zu einer offeneren, inklusiveren und liberalen Gesellschaft beitragen? Eine Lösung, die mir besonders ins Auge fiel, ist das Lesen von Büchern.


Aber hier liegt das Problem: Wir lesen nicht mehr. In den letzten zehn Jahren gab es einen Leseschwund. Die deutsche Buchbranche verzeichnete zwischen 2012 und 2016 einen Rückgang von 6,1 Millionen Kunden. Das entspricht einem Umsatzrückgang von 17 Prozent bei den Käufern in diesem Zeitraum. Das hat der Börsenverein Deutscher Buchhandel in seiner Untersuchung herausgefunden. Junge Menschen (14-29 Jahre) und Menschen mittleren Alters (30-59 Jahre) hatten einen überproportionalen Rückgang, unabhängig von ihrer Schulbildung. Der Prozentsatz der Buchkäufer in Deutschland liegt unter 50 %. Während der Corona-Pandemie stieg der Buchverkauf wieder etwas an. Inzwischen meldet das Marktforschungsinstitut GfK, das jedes Jahr im Auftrag des Schweizerischen Buchhandels- und Verlegerverbandes Daten zum Buchhandelsumsatz in der Schweiz erhebt, aber wieder eine Umkehr dieses Trends.


Trotz des unbestreitbaren Wertes, den Bücher in Bezug auf Bildung und Empathie bieten, scheint unsere Gesellschaft dieses Medium immer mehr zu vernachlässigen. Schockierende Statistiken aus dem Jahr 2020 zeigen, dass 54% der amerikanischen Erwachsenen im Alter von 16 bis 74 Jahren - etwa 130 Millionen Menschen - die Lese- und Schreibkompetenz eines Sechstklässlers nicht übertreffen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Situation in Westeuropa wesentlich besser ist.


Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Ihnen eine Liste von Gründen zu präsentieren, warum wir Bücher lesen sollten. Doch bei meiner Recherche stellte ich fest, dass es tatsächlich eine Fülle von Argumenten gibt, die dagegensprechen. Und so präsentiere ich Ihnen nun eine eher unorthodoxe Liste: 15 Gründe, warum Sie keine Bücher lesen sollten.



Hier sind ausführlichere Erläuterungen zu den genannten Punkten:


1. Erfolgreiche Menschen lesen aber… Erfolg ist überbewertet:

Eine umfangreiche Studie von Thomas Corley, "Rich Habits: The Daily Success Habits of Wealthy Individuals" zeigt, dass 88% der wohlhabenden Befragten mindestens 30 Minuten pro Tag in einem Buch lesen. Wer aber wirklich Ruhe und Frieden möchte, sollte den Weg des Durchschnitts wählen. Erfolg bringt zusätzlichen Stress und Erwartungen mit sich. Deshalb, warum sollten Sie die zusätzlichen 3-5 Stunden pro Woche mit Lesen verbringen, wenn Sie sie damit verbringen könnten, die neuesten Folgen von «Bauer ledig sucht» zu geniessen oder endlose Stunden in sozialen Medien zu verbringen?


2. Wer braucht schon Wissen?

Sir Francis Bacon sagte einmal: "Wissen ist Macht". Aber wer will schon Macht? Macht bringt Verantwortung mit sich, und wer will das schon? Ignoranz ist viel einfacher und ermöglicht es uns, in unserer eigenen kleinen Welt zu leben, ohne die Komplexität der Realität zu berücksichtigen. Und wenn wir wirklich etwas wissen müssen, dann können wir die Sache ja googeln.


3. Verlorene Zeit:

In einer Langzeit-Studie der Yale University, welche 2016 veröffentlicht wurde, haben Wissenschafter herausgefunden, dass Menschen, die bis zu 3.5 Stunden pro Woche Bücher lesen eine um 17 % höhere Lebenserwartung haben, als Nichtleser. Menschen, die mehr als 3.5 Stunden pro Woche lesen hatten sogar eine um 22 % höhere Lebenserwartung. Das mag ja alles toll tönen. Wenn man aber berechnet wie viel Zeit man mit dem Lesen von Büchern verbringt, um einige Jahre länger zu leben, dann relativiert sich das Ganze wieder. Wenn man während sechzig Jahren jeden Tag 30 Minuten in einem Buch liest, dann ergibt sich daraus eine Gesamtzeit von 455 Tagen! Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihr Leben bereichern können, wenn sie statt 455 Tage lang zu lesen, diese Zeit mit dem Konsum von Reality-TV-Shows, Newssendungen oder Social Media verbringen könnten.


4. Empathie. Wer braucht schon Empathie?:

Eine Studie, die 2013 publiziert wurde, hat ergeben, dass das Lesen von Romanen die Fähigkeit zur Empathie erhöht. Aber, geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer, Empathie ist extrem anstrengend. Es bedeutet, die Emotionen anderer Menschen zu verstehen und zu teilen, was wiederum Stress und Unbehagen verursachen kann. In einer Welt, die sich immer mehr um das Ich dreht, ist es doch besser, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Das Einzige, was schlussendlich zählt sind meine Gefühle.


5. Gehirnleistung kann mit Google ersetzt werden:

Eine in "Neuroscience" publizierte Studie hat gezeigt, dass regelmässiges Lesen die Gehirnleistung schärft und dazu beiträgt, kognitive Fähigkeiten im Alter zu erhalten. Aber, wir können unser Gehirn noch so trainieren, Google wird immer besser sein. Deshalb ist es wichtiger die Daumenmuskulatur durch ständiges Scrollen auf dem Smartphone zu trainieren.


6. Besserer Schlaf:

Gemäss mehreren Studien kann das Lesen vor dem Schlafengehen dazu beitragen, dass wir besser schlafen. Aber wer braucht schon Schlaf? Wir können dann schlafen, wenn wir tot sind. Schlaf ist für die Schwachen. Ein wahrer Krieger der modernen Zeit sollte bis spät in die Nacht auf seinem Handy scrollen und dafür besorgt sein ständig auf dem Laufenden zu bleiben.


7. Sprachkenntnisse sind doch unwichtig:

Eine Studie der University of Oxford hat gezeigt, dass das Lesen die sprachlichen Fähigkeiten verbessert. Das mag ja sein… Aber in einer Welt, in der Emojis, Textspeak und Abkürzungen dominieren, sind vollständige Sätze und korrekte Grammatik obsolet. Kürzere, schnellere Kommunikation ist der Weg nach vorne.


8. Mehr Geld? Nein, danke:

Diverse Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die lesen, im Durchschnitt mehr verdienen. Aber wer will schon mehr Geld? Wer will schon zu den Reichen gehören. Es ist viel einfacher, sich über den Mangel an Geld zu beschweren, als etwas dagegen zu unternehmen.


9. Mehr Kreativität? Wofür?:

Mehrere Studien haben ergeben, dass Lesen die Kreativität fördern kann. Aber wer braucht Kreativität in einer Welt, die sich auf copy – paste verlässt? Kreativität erfordert Anstrengung, Zeit und Engagement. Es ist viel einfacher, den Ideen anderer zu folgen und sie zu kopieren.


10. Weniger Stress? Wie langweilig:

Laut einer Studie der University of Sussex kann das Lesen den Stress um bis zu 68% reduzieren. Aber wer will schon weniger Stress? Stress treibt uns an, hält uns auf Trab. Ohne Stress wären wir nur gelangweilte, ausgeglichene Menschen. Wer will das schon sein?


11. Schützen Sie Ihr Selbstbild:

Lesen eröffnet uns oft die Erkenntnis, wie wenig wir eigentlich wissen. Das kann das Selbstbild erschüttern und uns daran erinnern, dass wir immer noch Lernende sind, unabhängig davon, wie alt oder gebildet wir sind. Und wer will schon zugeben, dass er nicht alles weiss? Es ist doch viel angenehmer, im Komfort der eigenen Ignoranz zu schwelgen und den Dunning-Kruger-Effekt zu pflegen, in dem man die eigenen Fähigkeiten überschätzt und das Wissen anderer unterschätzt.


12. Vermeiden Sie Einsamkeit:

Lesen kann uns dazu bringen, gehaltvolle Gespräche führen und tiefer gehende Themen diskutieren zu wollen. Wenn man dann merkt, dass viele Leute, mit denen man spricht, nicht das nötige Wissen oder Verständnis haben, um eine fundierte Diskussion zu führen, und diese nur darauf bedacht sind ihre Meinung kundzutun, dann läuft man Gefahr sich immer weniger auf oberflächliche Debatten und Diskussionen einzulassen. Dies kann dazu führen, dass man sich isoliert und unverstanden fühlt, da man weniger gemeinsame Gesprächsthemen mit anderen Menschen hat.


13. Schützen Sie sich vor dem kritischen Denken:

George Orwell sagte: "In Zeiten universeller Täuschung ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt.»


Lesen kann uns zu kritischen Bürgern machen. Es eröffnet uns neue Perspektiven und fordert uns heraus, unsere eigenen Überzeugungen und Annahmen zu hinterfragen. Aber wer will schon denken? Es ist doch viel einfacher, seichte Nachrichten zu konsumieren und das Denken den Regierenden zu überlassen. Sie wissen doch immer, was das Beste für uns ist. Stellen Sie sich vor, wir würden beim Lesen auf nicht durch Fact-Checker kontrollierte und verifizierte Ideen stossen. Das würde nur Verwirrung stiften und möglicherweise unser Wohlbefinden beeinträchtigen. Daher: Denken Sie nicht, lesen Sie nicht, denn Denken kann unglücklich machen.


14. Halten Sie Ihre Neugierde in Schach:

Lesen kann die Neugierde anregen. Jedes Buch, jede Geschichte und jedes neue Wissen kann Sie dazu bringen, mehr erfahren zu wollen. Dies kann Sie in eine endlose Spirale der Neugierde führen, in der Sie immer wieder neue Themen entdecken und erforschen wollen. Aber das ist extrem anstrengend. Es ist, als ob man sich auf einem nie anhaltenden Laufband befindet, einem Neugierde-Laufband. Stellen Sie sich vor, Sie wären ständig auf der Suche nach neuem Wissen und neuen Erfahrungen – das ist eine nie endende Odyssee. Daher ist es besser, die Neugierde zu zügeln und den einfacheren, bequemeren Weg des Nicht-Lesens zu wählen.


15. Vermeiden Sie die Vergangenheit:

Bücher, besonders solche, die in der fernen Vergangenheit geschrieben wurden, enthalten oft veraltete Informationen und Meinungen. Diese können unseren modernen und fortschrittlichen Denkweisen widersprechen. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Lesen alter Bücher zu einer nostalgischen oder idealisierten Sicht auf die Vergangenheit führen kann, die in Wirklichkeit voller Ungerechtigkeit und Unwissenheit war. Man stelle sich vor, dass im 20. Jahrhundert niemand wusste, dass es mehr als zwei verschiedene Geschlechter gibt oder, dass weisse Menschen mit Dreadlocks sich der kulturellen Aneignung schuldig machen.


Ausserdem, könnten wir, wenn wir Bücher lesen, aktuelle Ereignisse und Entwicklungen verpassen, die in sozialen Medien und Nachrichtenseiten diskutiert werden.


Also, fassen wir zusammen: Lesen ist eine Aktivität, die wir unbedingt vermeiden sollten. Bleiben Sie also ignorant, bleiben Sie allein, bleiben Sie in Ihrer Komfortzone. Wer braucht schon Wissen, Verständnis, Empathie, kritisches Denken oder die Fähigkeit, komplexe Gedanken auszudrücken, wenn man sich stattdessen auf den Sozialen Medien, mit Breaking News oder mit seichter Unterhaltung im Fernsehen die Zeit zu Tode schlagen kann.


Ich hoffe, ich konnte Sie mit diesen Gedanken ein wenig inspirieren und wenn möglich sogar zum Lesen eines Buches motivieren.


Ich bin auf Euer Feedback gespannt.


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